USA West
USA West
Wildes Wandern
Man glaubt es fast nicht, aber der Wilde Westen ist ein Wanderparadies für Abenteuerlustige. Allerdings gibt es - im Gegensatz zu der Schweiz - nicht ein durchgehendes Wanderwegnetz, sondern nur einzelne Hiking Areas, vor allem in Gebieten von National, State oder Regional Parks.

Daneben gibt es die segensreiche Einrichtung der Public Lands: Etwa 10% der gesamten Fläche der USA - vornehmlich im Westen des Landes - gehören dem Staat und dürfen von einheimischen und ausländischen Touristen kostenlos zur Erholung genutzt werden. Wildes Campieren (allerdings nicht in unmittelbarere Nähe einer Strasse) ist dort ebenso erlaubt wie wildes Wandern oder mehrtägiges Trekking.

Beim wilden Wandern sucht man sich seinen Weg selber. Das ist vor allem im offenen Gelände angenehm und nur leicht abenteuerlich. Ich stelle Ihnen drei Gebiete vor, die sich fürs Wild-Wandern eignen, ziemlich unanstrengend sind und weder Kompass noch GPS erfordern.

*   *   *   *   *

Das Valley Of The Gods im Südosten von Utah eignet sich hervorragend für leichtes wildes Wandern. Das Valley erinnert ziemlich ans Monument Valley, ist aber sehr einsam und wird pro Tag nur von einer Handvoll Touristen besucht.
Eine etwas rauhe Dirt Road führt durch das Valley. Die Strasse ist aber bei trockenem Wetter für PWs passierbar. Man kann irgendwo am Strassenrand parkieren und so lange und so weit laufen, wie man will und Zeit hat. Ein Verlaufen ist - wie gesagt - praktisch nicht möglich: Das Gelände ist baumlos und von keinen trügerischen Canyons und Seitentälern durchsetzt. Und sobald man auf irgendeinem Grat oder Hoger ist, sieht man ohnehin irgendwann die Strasse. Wie bei allen Wanderungen im Südwesten ist es sehr wichtig, dass man genügend Wasser mitnimmt. Ein Hut, Sonnencrème und ein Regenschutz sind ebenfalls obligatorisch. Etwas aufpassen sollte man wegen allfälliger Klapperschlangen. Aber keine Angst: Ich habe auf meinen vielen Wanderungen erst einmal so ein Viech gesehen!



Mitten durch die Wah Wah Mountains führt die einsame State Road 21,
und demnach hat man die Wahl, ob man in den südlichen oder in den nördlichen Wah Wah Mountains wandern will. Marianna und ich versuchten im Herbst 2014 den ersten Gipfel der Wah Wah North zu erklimmen, aber es war viel zu heiss (bis 34° Celsius und KEIN Schatten)! Mariann ruhte sich nach eingen hundert Metern aus, ich kraxelte noch etwas weiter, aber es war EXTREM steil, unwegsam und heiss. So lief ich halt wieder abwärts, nahm aber eine "Umleitung" durch einen verlockenden Graben. In diesen Graben gelangte ich zwar mit Leichtigkeit, aber auf der anderen Seite musste ich feiechly lange suchen, bis ich mit einiger Mühe und unter leise gemurmelten Kraftausdrücken endlich eine passierbare Stelle fand und mich ins wieder offene Gelände "retten" konnte. Trotzdem war diese kurze Wanderung sehr schön, denn sonniges Wetter mit malerischen Wolken und eine phänomenale Weitsicht liessen mich etliche Bilder knipsen.

Bemerkenswert war, dass ausser Marianna und mir keine Menschenseele sich zeigte; auf der S-21 war etwa alle 10 Minuten ein Auto zu sehen. Tiere sahen wir an diesem heissen Nachmittag keine; es soll dort aber Dickhornschafe geben. Na ja, vielleicht ein andermal am frühen Morgen oder gegen Abend...



Und dann wären noch die El Paso Mountains. Diese "Wilderness" liegt in der Mojave-Wüste, südwestlich von Ridgecrest, auf dem Weg von Los Angeles ins Death Valley. Einige Karren- und ATV-Wege führen (leider) durch diese langgezogene Bergkette, ansonsten ist die Gegend weg-los.

Ich lief vor einigen Jahren bei heissem Wetter auf einen der zahlreichen flachen Berggipfel und bestaunte die endlos weite und farbenreiche Sicht. Obwohl es ziemlich heiss war, sah ich weder Klapperschlangen noch Skorpione. Auch waren keine ATV-Fahrer und keine anderen Wanderer unterwegs. Da befindet man sich in einer Einsamkeit, die in unserem niedlichen und dicht besiedelten Schweizerländli nicht einmal vorstellbar ist!

Ich würde gerne noch einmal - diesmal mit Zelt und Schlafsack - auf einen dieser Berge laufen und eine romantische Nacht mit Bier, tosendem Wind und heulenden Kojoten verbringen. Aber man soll ja solche Ausflüge nie alleine unternehmen...