Bei schönstem Wetter und bitterer Kälte (-5º Celsius) flüchte ich raschestmöglich ins Auto und fahre bei eingeschalteter Heizung südwestwärts
durchs Castle Valley, vorbei am Little Grand Canyon. Es ist Sonntag und frühmorgens, und einfach alles geschlossen...
Wo kriege ich denn meinen heissen Kaffee?
Auf der einsamen Interstate 70 fahre ich ostwärts und lasse den Süden Utahs (den ich als meine spirituelle Heimat empfinde) auf mich wirken.
Ein magischer Ort! Die Amis haben einfühlsamerweise jede Menge Rest Areas und Vista Points eingebaut. Dann zweige ich ab auf die S-24 und fahre zum Goblin
Valley State Park.
Auf dem Campingground sind glücklicherweise noch jede Menge hübscher Plätze frei. Alles ist vorhanden: Schattendach, Feuerstelle, Tisch, sogar Duschen!
Ich richte mich schnell ein und fahre dann am Tempelberg vorbei zum Westeingang des Crack Canyon. Denn heute steht Canyoneering auf dem Programm, und den Crack
Canyon habe ich schon zu Hause via Internet kennen und lieben gelernt.
Temple Mountain
Der Eingang zum Crack Canyon
Cracks
Crack im Detail
Unerwartete Begegnung
Ah, ich muss schon sagen, der Gang in den Crack Canyon war eines der stärksten Erlebnisse dieser Reise. Dabei gilt dieser Canyon noch als
ziemlich leicht. In anderen Canyons muss durchs Wasser gewatet oder gar geschwommen werden; gelegentlich muss auch abgeseilt werden, oder man macht sich
so dünn wie möglich, um überhaupt durch eine Enge zu gelangen. Also eher ein Vergnügen für Sportsfreunde statt für Biersäufer wie mich.
Und dann so allein, und es ist so unheimlich still hier. Der Canyon wird immer enger; die Wände schliessen sich oben fast zusammen, so dass der Himmel
zeitweise kaum mehr zu sehen ist; das Sonnenlicht kann man nicht mal mehr erahnen, wirklich kolossal!
San Rafael Swell
Temple Mountain
Auf dem Weg zum Goblin Valley
Danach fahre ich zum Zeltplatz zurück und zelebriere die übliche Abendrunde. Das ist vielleicht einer der schönsten Zeltplätze, die ich in
Amerika je gesehen habe. Es ist ausserdem windstill, so dass Campbells Chicken & Noodle Soup im Hui heissgemacht wird. Der 64-jährige Gerry ist mein
Zeltplatz-Nachbar. Er stammt aus New Orleans und macht auf dem Weg nach Cripple Creek in den Bergen Colorados - wo er ein Haus besitzt - zusammen mit seiner
reizenden und ziemlich temperamentvollen Wolfs-Husky-Hündin "Heidy" die Gegend unsicher.
Bei Whisky und zunehmend lallender Sprechweise von uns beiden erfährt der Tag so seinen gebührenden Abschluss.