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Am Schluss
Der Kreis schliesst sich
Die Reise nähert sich langsam ihrem Ende entgegen. Die vielen Eindrücke haben bei mir ein gewisses Sättigungsgefühl hervorgerufen. Auf jeden Fall fotografiere ich (leider) nicht mehr so viel.
16. Oktober...
Blick auf die Combe Ridge westlich von Bluff
 
Am Vormittag fahre ich über die US-191 nach Bluff und dann über die US-163 westwärts.Nach einem Fotohalt bei der langgezogenen Comb Ridge fahre ich nach Mexican Hat und von dort hinauf zum Gooseneck State Park. Von dort sieht man wunderbar auf den San Juan River, der 300 Meter weiter unten träge seine Windungen durchfliesst.
Der Park hat eine hübsche Ausichtsplattform mit Picnic-Tischen, ein Plumps-Klo und etwa vier Sites mit Tisch und Feuerstelle. Da es erst Mittag ist, ergattere ich glücklich so eine Site. Danach schwatze ich mit einer Navajo-Grossmutter, die beim Aussichtspunkt sitzt und gemütlich Ketten herstellt. Die Frau kann nur schlecht Englisch, dafür bringt sie mir einige Brocken in "Diné" - der Sprache der Navajo, die mit derjenigen der Apachen verwandt ist - bei.

Nach einem ausgiebigen Nickerchen trödle ich herum, fahre nach Mexican Hat hinunter, trödle dort herum, und bin einfach zu faul, um ins Valley of the Gods zu fahren und dort einige Stunden wild umherzustreifen (was sehr empfehlenswert wäre und was ich auf der vorderen USA-Reise mit Genuss gemacht habe). Dafür fahre ich auf der S-261 nordwärts auf die Abbruchkante eines 350 Meter höher gelegenen Tafelberges zu. Es ist fast unvorstellbar, dass durch diese Wand eine Strasse in zahlreichen Serpentinen hinauf auf die Cedar Mesa führt, aber der Moki Dugway schafft es tatsächlich. Oben auf dem Overlook wird man mit einer phänomenalen Weitsicht beglückt.
Aussicht vom Moki Dugway
Irgendwo da hinten liegt das Monument Valley
 
17. Oktober
Im Indianer-Beizli vis-à-vis des San Juan Inn verdrücke ich mein (leider bereits) drittletztes amerikanisches Frühstück, überquere die Brücke über den San Juan River, nehme Autostopper Dave mit und möchte eigentlich am Monument Valley vorbei nach Kayenta fahren. Dave ist ein netter, ruhiger Navajo, etwa 30 Jahre alt, und sollte in Kayenta auf die Post, möchte aber zuerst in seinem Hogan noch etwas abholen. So fahren wir halt nach Goulding, wo ich Dave's Hogan und denjenigen seines Vaters ablichten kann. Auf der Fahrt nach Kayenta erfahre ich zu meinem Erstaunen, dass Dave noch gar nie in Salt Lake City gewesen ist.
Hogan von Dave
Hogan von Dave's Vater
Kurz nach Kayenta nehme ich wieder zwei Navajo-Stopper mit: Einen fetten, etwa 25-jährigen Mann, der kein Wort spricht und nach 10 Meilen wieder aussteigt, und einen Familienvater, der die Nacht im Gefängnis von Kayenta verbracht habe, da er seinen 14-jährigen Sohn über Gebühr verprügelt habe, da dieser (der Bube) in der Schule mit einer Whiskyflasche in der Hand ertappt worden sei.

Allgemein wird davon abgeraten, in den USA Autostopper mitzunehmen. Ich habe allerdings schon öfters gegen diesen Ratschlag verstossen und eigentlich auch immer davon profitiert: So hat mich einmal ein schwer angeheiterter Stopper einige Fachwörter des wahren Amerika-Englisch beigebracht... ein "Redneck" ist ein von der Sonne braungebrannter Arbeiter mit beschränktem IQ (brauchen Sie mal dieses Wort, und der Amerikaner denkt, Sie sprechen seine Sprache perfekt) ...der "Okie" ist ein universelles Schimpfwort für jemand Lästigen (und sollte vor allem in Oklahoma von ausländischen Touristen nicht benutzt werden). Ein ander Mal lud ich in der Bodega Bay eine Frau im Hippie-Look auf und fuhr mit ihr durch den Regenwald ostwärts; als Dank erhielt ich einen umfassenden Vortrag über die Bäume dieses Waldes.

Item... ich ermahne den gewalttätigen Vater, zu seinen Kindern Sorge zu tragen, lade ihn aus und schaue, dass ich zügig nach zum Eisenbahn-Knotenpunkt Flagstaff komme. Von dort nehme ich die I-40 westwärts und fahre bis Seligman, welches an der von unseren Reisebüros bis zur Erschöpfung empfohlenen Route 66 liegt.
Der Kreis schliesst sich
I got my kicks on roue sixty-six
Heute möchte ich doch mal die legendäre Route 66 kennenlernen. Zunächst aber muss ich auf der Interstate 40 durch praktisch unbesiedeltes Gebiet bis Kingman fahren. Die Oatman Road geleitet mich durch die zerklüfteten Black Mountains bis nach Oatman, einem urigen Westernkäffchen, welches heute nur noch von und für die Touristen und Esel lebt (ist ja manchmal dasselbe). Oatman - eine ehemalige Goldgräberstadt - besteht heute praktisch nur noch aus der Hauptstrasse (Main Street), wo sich Souvenir-Shops, Restaurants und Bars die Hand reichen. Witzig sind die überall umherflanierenden Esel, die von den Besuchern tonnenweise mit Rüebli gefüttert werden
Black Mountains
 
 
 
 
Ich verlasse Oatman und fahre an der Warm Springs Wilderness vorbei zur I-40. Niedlich sieht der Cholla Cactus aus, aber wehe, man berührt ihn!
 
 
Auf der I-40 und I-15 fahre ich 310 Kilometer durch die Mojave Wüste nach Westen, Richtung Los Angeles. Ich muss heute noch bis Sylmar fahren und möchte das Verkehrsgetümmel in und um Los Angeles umgehen. Deshalb hecke ich einen gelungenen Schleichweg aus: Nach Victorville nehme ich die S-18 und fahre an den San Gabriel Mountains (im Süden) und den Saddleback Buttes (im Norden) vorbei Richtung Palmdale. Ein letzter Fotohalt verlängert die Fahrt und versetzt mich ob der bevorstehenden Rückreise in die Schweiz in Melancholie.

Dann nehme dann die S-18 und einige Meilen die I-5, und schon lande ich beim Motel 6 und treffe doch tatsächlich Howard wieder, der zigarettenrauchend und in kurzen Hosen vor seinem Motelzimmer steht. Wie klein doch auch das grosse Amerika manchmal sein kann...