Westwärts fahren wir durch das Kern River Valley bis nach Bakersfield hinunter. Die Strasse ist zuerst weit und arm an Kurven,
wird dann aber immer enger und kurvenreicher. Also fahre ich zunehmnd vorsichtiger. Ist doch logisch, oder nicht?...
...weniger logisch scheint es für all die üblen Typen zu sein, die hinter uns fahren, unhöflich nahe auf-schliessen und teilweise
auf halsbrecherische Art überholen. Einer dieser Rednecks zeigt mir durchs geöffnete Fenster sogar seinen kalifornischen Stinkefinger!
Unerwartet, diese Fahrweise. Denn normalerweise fahren die Amerikaner ziemlich geruhsam, ohne grosse Hetze und recht defensiv.
In den USA gibt es DREI Fortbewegungsmittel:
Das Flugzeug - das Auto - das städtische U-Bahn- und Busnetz. Gefahren wird mit Vorliebe
im und mit dem Auto, denn ein nennenswerter öffentlicher Verkehr existiert nicht (abgesehen von Städten). Daneben gibt es ein kaum erwähnenswertes
Eisen-bahnnetz sowie den
Greyhound, eine Überlandverbindung im Bus für die untersten (autolosen) Schichten
Der Ami hat halt ein gestörtes Verhältnis zum Auto und generell zur Umwelt. Bekanntlich gehören die USA zusammen mit China zu den
weltweit schlimmsten Umweltsündern. Das merkt man zunächst am
unerträglichen Lärm, den viele Fahrzeuge
(vor allem Pickups und Trucks) erzeugen.
Gross... grösser... noch viel grösser... am grössten... ...SOOO muss eine Auto in den USA sein. Man will ja schliesslich
zeigen, was man hat, und der (im Gegensatz zu früher)
hohe Benzinpreis ist denen offenbar egal. Hauptsache, die Karre
läuft und säuft
(Zuviel lästern darf ich allerdings nicht; schliess-lich haben wir mit unserem Dodge Durango auch
einen veritablen Benzinsäufer, ca. 8 Liter Brühe pro 100 Kilometer.).
Dazu kommen all die verdammten
Autoposer, welche mit ihrem Lärm mitten in einer Stadt
oder auf einer Überlandstrasse den Blutdruck von Mensch und anderen Säugetieren in schwindelnde Höhe treiben. Da sind ja unsere
Poser in der Schweiz regelrechte Milchbubis.
Äusserst lästig ist die teilweise aggressive Fahrweise vieler
Truck Drivers (Lastwagenfahrer). In der Regel fahren diese
Monster noch schneller als ein durchschnittlicher Ami im Personenauto, nähern sich drohend bis auf wenige Meter oder versperren zu zweit oder
dritt minutenlang eine ganze Autobahn mit 2 oder 3 Spuren.
Dann geht der Ami in der Regel zur Tankstelle, zum Fastfood-Schuppen oder was-weiss-ich-wohin, schliesst seine Karre ab,
aber
lässt den Motor laufen! Im Sommer könnte sich das Auto ja zu stark erhitzen; folglich sorgt die Klimaanlage für angenehme
Temperaturen. Und im Winter könnte es ja im Auto etwas kühl werden; folglich lässt man die Heizung weiterlaufen.
Dumm...
dümmer...
am dümmsten...
amerikanischer Autofahrer!
* * * * *
Aber ansonsten ist es in den USA eigentlich ein Vergnügen, Auto zu fahren. Auch lange Strecken, denn (oft lange) schnurgerade Strasse, der Tempomat
und die eher gemütliche Fahrweise vieler Amis sorgen mehrheitlich für einen stressarmen Verkehr.
Bakersfield liegt im südlichen Teil des San Joaquin River Valleys, einem immens grossen Tal mit intensiver Landwirtschaft und
einer ausgeprägten Nebel- und Smoglage. Und so fahren wir durch diese grosse Stadt, durch den Smog (oder Nebel?) und durch dieses Tal,
immer westwärts, bis wir ungefähr bei McKittrick endlich aus der Suppe auftauchen.
Malerisch schängelt sich die S-58 durchs Küstengebirge. Der „Golden” State ist allerdings nicht mehr so gold-gelb wie
im Herbst früherer Jahre. Die extreme Dürre hat das Grasland schmutzig-grau-brau werden lassen.
Wir erreichen schliesslich Santa Margarita und biegen links ab, zum KOA beim Santa Margarita Lake. Zwar geht es bis 31. Oktober
noch fast einen Monat, trotzdem grüsst Halloween schon überall...