Markus Aellig
Organisten-Alltag 2020
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Orgelmusik aufnehmen
Dezember 2020
Von März bis Mai dieses Jahres nahm ich zahlreiche Orgelstücke und Kirchenlieder auf und stellte sie als eine Art musikalischen Gottesdienst auf diese Website. Anfangs November verschlechterte sich die Corona-Situation wieder dermassen, dass ich unter dem Eindruck halb und ganz leerer Kirchen meinen getreuen Tascam-Recoder wieder hervorholte und für jeden Sonntag ein passendes Musikprogramm inklusive Kirchenlieder aufnahm und immer noch aufnehme (und wie lange noch?) aufnehmen werde. Dazu kommen gelegentlich Konzertprogramme wie das Jodlerkonzert oder das Adventskonzert.

Als pensionierter Organist habe ich die feine Möglichkeit, in mehreren Kirchen aufnehmen zu dürfen: Erlenbach im Simmental, Lauterbrunnen, Dorfkirche Steffisburg, Stadtkirche Thun, Wimmis.

Das Procedere ist immer dasselbe: Zuerst wähle ich passende Orglstücke und Kirchenlieder aus und stelle das Notenmaterial bereit. Dann gehe ich - oft mehrere Male - in die Kirche und übe. Dann gehe ich zum letzten Mal in die Kirche und nehme die geübten Stücke auf. Dann gehe ich nach Hause, bearbeite die Aufnahmen, passe meine Website an und lade schliesslich alles hoch. Dann trinke ich ein Bier oder zwei...

Also ist alles ähnlich wie bei einem "richtigen" Live-Gottesdienst in der Kirche? Leider nicht, denn die ganze Aufnehemerei ist stressig bis-a-Bach-abe. Wenn ich live spiele - sei es im Gottesdienst oder am Konzert - dann passieren mir immer wieder Fehler: falsche Töne, rhythmische Ungenauigkeiten, ungenaues Tempo-Timing, falsche Manualwechsel und weiss-der-Gugger-noch-was-alles. Das ist zwar unschön und lästig, aber trotzdem nicht so schlimm, denn der Fehler passiert mir ja nur einmal, und kaum passiert, ist er schon wieder vorbei und vergessen.

Wenn ich aber aufnehme, dann - O Gott und Ya Allah - wird jeder Fehler verewigt und kann immer wieder angehört und belächelt oder bemitleidet werden. Und so kommt es vor, dass ich ein Stück schon beim ersten Mal richtig hinkriege, bei einem anderen Stück brauche ich schon einige Anläufe und bei besonders verflixten Stücken muss ich manchmal zehn-, zwanzig- oder dreissigmal von vorne beginnen, bis das Stück endlich "im Kasten" ist. Dass das musikalische Gespür bei der ewigen Wiederholerei langsam abgeschliffen wird, versteht sich von selbst.

Ich schätze, dass der Zeitaufwand für einen "Online-Gottesdienst" etwa drei bis sechs Mal so hoch ist wie für einen "normalen" Gottesdienst. Aber ich sage mir immer wieder, dass mir die verschiedenen Kirchgemeinden meine Honorare ja auch bei ausgefallenen Gottesdiensten ausrichten - was übrigens sehr anständig von ihnen ist - und dafür kann ich doch etwas tun, nicht wahr?

Nicht verschweigen möchte, dass das ganze Aufnahmedingsbums eine ziemlich einsame und oft auch frustrierende Sache ist. Da gibt es vorgängig keinen Austausch mit der Pfarrerin/dem Pfarrer. Den Sigristen oder die Sigristin hört man selten mal am Telefon. Da sind keine Kirchgänger, die beim Spielen der Kirchenlieder mitsingen. Da ist kein Applaus nach dem Konzert. Keine Rückmeldung, kein Kommentar, kein Bravo, keine Kritik, kein Merci, einfach gar nichts, höchstens selten mal ein Email. Aber das ist jetzt halt so.  -  Immerhin sagt mir mein Counter (das ist der Besucherzähler), dass die Homepage fleissig besucht wird und damit ihren Zweck erfüllt.

Beim Bearbeiten der Aufnahmen zuhause brauche ich immer den altbewährten AVS Audio Editor. Der zeigt mir dann immer die Wellenform des bearbeiteten Stückes an. Hier ein Wellenform-Beispiel für das Noël aslascien von Alexandre Guilmant. Sie können sich das Stück anhören und dabei die Wellenform verfolgen.
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Adventskonzert mit der Flötistin Renata Wälti - online
Dezember 2020
Die Flötistin Renata Wälti und ich haben in den vergangenen Jahren manches Adventskonzert gegeben - mehrheitlich in der Stadtkirche Thun, aber auch in den Kirchen in Goldiwil, Allmendingen und Wimmis.

Im Dezember 2020 hatten wir ursprünglich Adventskonzerte in den Kirchen Erlenbach im Simmental und Lauterbrunnen geplant. Aber solche "Live-Konzerte" sind ja wegen der Corona-Pandemie leider nicht möglich. Deshalb entschlossen wir uns, das Konzert dieses Jahr als "Online-Konzert" aufzunehmen und das Internet damit zu füttern.

Sie hören eine Barocksonate vom jung verstorbenen Jean-Baptiste Loeillet de Gant und eine muntere Partita vom Spätbarocken Johann Wilhelm Hertel; ich spiele dazwischen herzige Noëls von Nicolas Lebègue.

Anschliessend folgt romantische Musik: Eine zarte Pastorale enfantine von Cécile Chaminade, eine ruhige Méditation von Alexandre Guilmant, ein zart-verspieltes Andante religioso von Hans Hiller, und am Schluss von Sergej Rachmaninov eine wunderschöne Vocalise voll russischer Melancholie. Auf der Orgel spiele ich zudem Weihnachtsmusik von Alexandre Guilmant.

Geprobt haben wir in der Kirche Welschenrohr und in der Stadtkirche Thun, wo wir dann auch die Stücke aufnahmen. Am Ende dieses Eintrags sehen Sie Porträts der Komponisten. Leider habe ich Hans Hiller nirgends gefunden.

Renata Wälti ist eine äusserst virtuose und "gespürige" Flötistin und spielt zudem ausgezeichnet Violine. Sie wirkt als Musiklehrerin für Flöte und Violine und dirigiert zwei Chöre im Berner Oberland. Zudem ist sie eine geniale Malerin, wie Sie im nächsten Eintrag feststellen können.

An dieser Stelle danke ich herzlich...
...der Flötistin Renata Wälti für ihr Mitmachen bei diesem Online-Konzert. Ihr Aufwand war beträchtlich, musste sie doch zweimal aus dem Solothurnischen nach Thun fahren. Merci vilmal, Reni, äs het gfägt!

...der Reformierten Kirchgemeinde Thun-Stadt, der Organistin Babette Mondry und dem Kirchgemeinderats-präsidenten Heinz Leuenberger für ihre ohne langes Federlesen erteilte Bewilligung, in der Stadtkirche proben und aufnehmen zu dürfen.

...der Kirchgemeinde Welschenrohr mit ihrem Präsidenten Robert Vogt und dem Organisten Urban Fink. Sie erlaubten uns, in der dortigen Kirche zu proben. Herr Vogt kam sogar vorbei und heizte die Empore!

...und schliesslich dem Sigristen der Stadtkirche Jörg Schüpbach. Jörg ist immer gut gelaunt und war immer zur Stelle, wenn die Kirchenventilation wieder mal umgeschaltet werden musste (auch wenn es schon abends um halb neun Uhr war). ...und jetzt hat Jörg es sogar geschafft, die Lüftung bei Aufnahmen vollständig auszuschalten. Vielen Dank, Jörg!
Jean-Baptiste Loeillet
Johann Wilhelm Hertel
Nicolas Lebègue
Cécile Chaminade
Alexandre Guilmant
Sergej Rachmaninov
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Bilder von Renata Wälti
Dezember 2020
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Jodlerkonzert - online
Dezember 2020
Letzten Winter durfte ich zweimal bei Jodlerkonzerten mitmachen, einmal beim Jodler-Doppelquartett Bärgfründe Thun in der Johanneskirche in Thun, das andere Mal beim Jägerchörli Niedersimmental in der Kirche Wimmis. Ich spielte jeweils einige Ländlerstücke; bei beiden Konzerten kam es auch zur Kombination Jodlerchor - Orgel, was sehr reizvoll tönte.

Die Konzerte waren sehr gut besucht, die Kirchen waren eigentlich voll, und beide Male herrschte eine erwartungsvolle, andächtige und feierliche Stimmung bei der Zuhörerschar und bei den Sängerinnen und Sängern. Spätestens hier merkte ich, dass Jodellieder bei vielen Leuten äusserst beliebt sind und zu ihrer Freude und ihrem Wohlbefinden beitragen.

Im März dieses Jahres war dann ein Konzert mit dem Jodlerklub Edelweiss in der Kirche Uetendorf vorgesehen, aber dieses musste bereits - wegen der verfl... Corona-Pandemie - abgesagt werden.

Im gegenwärtigen Winter 2020/2021 werden die Konzerte der Jodlerklubs wieder ausfallen. Ich habe deshalb als Ersatz eine Reihe bekannter Jodellieder auf der Orgel in der Stadtkirche Thun aufgenommen. Es sind sozusagen "Jodellieder ohne Worte", weil die Texte fehlen. Dafür erlaubt die Orgel eine dynamisch und klanglich äusserst abwechslungsreiche Wiedergabe.

Die Jodellieder haben beinahe ausnahmslos drei Strophen. Ich habe mir erlaubt, einige Lieder mit zwei, andere mit drei Strophen zu spielen. Klicken Sie doch bitte hier. So werden Sie auf die Seite "Orgelmusik in der Corona-Zeit" weitergeleitet. Dort können Sie sich die Lieder einzeln, oder alle zusammen als "richtiges" Jodlerkonzert anhören.

Es sind keine professionellen Aufnahmen. Ich habe alles mit meinem kleinen und herzigen Tascam und seinen eingebauten Mikrophonen aufgenommen. Aber Sie hören dafür die Lieder ungefähr so, wie Sie sie in der Kirche im vordersten Teil des Kirchenschiffs hören täten.

In nächster Zeit werde ich diese Jodellieder mit Bildern von meinen Wanderungen im Berner Oberland und im Jura kombinieren, daraus ein Filmchen machen und es dann auf YouTube laden.
Jakob Ummel
Oskar Schmalz
Adolf Stähli
Reto Stadelmann
Jack Säuberli
Ruedi Rymann
Es war ziemlich schwierig, in einer ruhigen Athmosphäre die Lieder aufzunehmen. Zwar ist die Stadtkirche angenehm und vor allem konstant geheizt, so dass die Orgel inklusive Zungenregister immer recht gut gestimmt ist. Aber die Klimaanlage bereitete Verdruss: Wenn die Anlage eingeschaltet war, rauschte alle 8-10 Minuten ein Tornado durch die Kirche, und wenn die Anlage ausgeschaltet war, rauschte die Anlage trotzdem, allerdings leiser, dafür dauernd. Und das Rauschen war nicht abzustellen!

Stellen Sie sich vor, Sie würden vor dem Einschlafen Ihr Nachttischlämpchen ausschalten, aber die Birne leuchtet trotzdem halbhell weiter... Es war eigentlich EIN Dauerstress, diese Lieder aufzunehmen, da ich NIE wusste, ob mir die Lüftung wieder ins Spiel blasen werde oder ob ich das Lied noch rauschfrei zu Ende spielen könne. Kleine akustische Kostprobe gefällig? Klicken Sie bitte hier.

Das mit der Lüftung in der Stadtkirche Thun ist ein krasses Beispiel, wo sich die mit IT (das heisst nicht etwa "Intelligente Technik", sondern "Information Technology") gefütterte Technik über den Menschen und seine Bedürfinisse erhebt.. Bei dieser Gelegenheit kommt mir - wegen dem "erhebt" - das Lied "Wo Berge sich erheben" in den Sinn. Man soll ja auch in unangenehmen Situationen den Humor behalten, deshalb bin ich unter die Dichter gegangen:
Original:
Wo Berge sich erheben
Zum hohen Himmelszelt,
Da ist ein freies Leben,
Da ist die Alpenwelt.
Es grauet da kein Morgen,
Es dämmert keine Nacht;
Dem Auge unverborgen
Das Licht des Himmels lacht.
Version Aellig:
Wo Winde sich erheben
Und blasen Kirchen aus,
Da ist kein freies Leben,
Da herrscht der schiere Graus.
Es nimmt einfach kein Ende
Und hört einfach nie auf.
Da sag ich - ganz elende:
"Ein Bier ich jetzt halt sauf!"
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Erichs Desinfektionsmaschine
November 2020
Erich Oetterli, der einfallsreiche und immer hilfsbereite Sigrist in der Kirche Wimmis, hat eine praktische Maschine gebaut. Mit einem leichten Fussdruck auf das Pedal wird die Plasticflasche dazu gebracht, ein wenig Desinfektionsmittel auf die Hand zu sprühen.

Eine praktische und hilfreiche Erfindung, sozusagen "touchless" - und erst noch schön anzuschauen.

Bravo Erich!
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"Vocalise" von Sergej Rachmaninov
November 2020
Eines meiner Lieblingsstücke ist Rachmaninovs "Vocalise" (Op. 34 No. 14) für Sopan oder Tenor und Klavier. Das Original ist in cis-moll. Auf YouTube habe ich eine schöne und temperamentvolle Version in g-moll für Flöte und Orgel gefunden.

Da ich dieses Stück demnächst aufnehmen werde, habe ich eine Version für Orgel und Flöte geschrieben. Allerdings war ich etwas faul und habe Dynamik und Phrasierungs-bögen nur rudimentär eingetragen. Sie finden diese Version in g-moll hier.
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Orgelspiel an Trauungen
September 2020
Und wieder einmal habe ich eine Trauung hinter mir und bin (wie fast immer in den vergangenen 30 oder 40 Jahren) enttäuscht und frustriert. Das Prozedere war und ist nämlich immer dasselbe:

Vor der Trauung meldet sich das Brautpaar wortreich - früher telefonisch, heute digital - und präsentiert seine Musikwünsche, die ich dann auch mit manchmal erheblichem Aufwand fast immer erfülle. Wobei noch zu bemerken ist, dass es manchmal Brautpaare gibt, die ihre Wünsche nicht einmal dem Organisten direkt mitteilen, sondern dies über die Pfarrperson erledigen.

Nach der Traaung hingegen herrscht in der Regel das absolute NIRWANA. Da kommt kein "Merci", kein "Danke schön", kein Email und überhaupt nichts.
Auch kürzlich wieder: Im Vorfeld wurden mir in ziemlich regem Mailverkehr vom Brautpaar Wunschstücke und später Änderungen mitgeteilt, und ich antwortete "Ja, kann ich machen" oder "Vielleicht dieses Stück eher nicht, nehmen Sie doch ein anderes" und schrieb dann noch die Noten von einem Schmalzsong von Ludovico Einaudi, weil es ja dazu keine Noten im Handel oder im Internet gibt.

Und dann fuhr ich mit Bus-Zug-Zug-Schwebebahn-Zug zum Ort der Trauung, verrichtete meine Arbeit, wurde anschliessend von KEINEM der zahlreiche Hochzeitsgäste angesprochen - vom Brautpaar schon grad gar nicht - schlich dann biertrinkend mit Zug-Schwebebahn-Zug-Zug-Bus nach Hause zurück und dachte mir: "Jetzt reicht es mir!"

Jetzt - eine gute Woche später - reicht es mir noch immer, und ich habe heute morgen endlich beschlossen, mich künftig vom Orgelspiel an Trauungen fernzuhalten. Oder, wie man in Limerick sagt...

Der Markus hat jetzt halt beschlossen:
"Ich spiel' nicht mehr für die Genossen.
DIE wollen die Hochzeit.
Doch ICH wähl' die Freiheit,
Und bin somit nicht mehr verdrossen!"


Noch ein bisschen Statistik. Für diese letzte Trauung hatte ich folgenden Aufwand:
4 Stunden fürs Reisen
4 Stunden fürs Notenarrangement von Einaudi
1 Stunde Büro (Email, Telefon, Noten)
2 Stunden üben in Thun
1 Stunde üben vor der Trauung
1 Stunde spielen an der Trauung
Dafür wird mir die Kirchgemeinde Fr. 235.00 plus Spesenentschädidgung von Fr. 25.00 überweisen.
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Orgelnoten: "Moonlight Serenade" und "Bridge Over Troubled Water"
September 2020
Vor einigen Wochen erhielt die Orgel in der Kirche Wimmis einen Tremulanten. Dieser wirkt auf die 8 Register des Hauptwerks und bringt den naturgemäss eher starren Orgelklang in angenehme Vibrationen. Orgelbauer Alain Ott von der Orgelbaufirma "Manufacture d'orgues Genève" zeigte mir kürzlich, wie man Stärke und Geschwindigkeit des Tremolos verändern kann.

Das brachte mich auf die Idee, mit der Moonlight Serenade von Glen Miller und mit dem Tremulanten eine opulente Klangorgie durch die Kirche schallen zu lassen. Ich musste etwas an den Noten herumtüfteln, bis ein befriedigendes Ergebnis zustande kam. Denn man muss ja allerhand zur gleichen Zeit spielen: Melodie, Bass, Begleitung, gestopfte Trompeten, eine weinerliche Klarinette usw. Zu Hilfe kam mir das Krummhorn in der Wimmiser Kirche, denn es tönt bei geschlossenem Schweller einer gestopften Trompete täuschend ähnlich.

Sie können hier draufklicken und sich die Noten anschauen.


Ausserdem habe ich den Song von Simon & Garfunkel für die Orgel arrangiert. Zahlreiche Registerwechsel sind hier nötig. Am besten spielt man den Song auf einer Orgel mit Setzer. So kann man sich entspannt dem reinen Spiel widmen und muss sich nicht noch zusätzlich mit stressigen Umregistrierungs-Torturen herumärgern.

Sie finden hier das Notenbeispiel mit Angabe der Setzer-Nummern und mit detaillierten Registrierungsvorschlägen.

Bitte nehmen Sie bei Pop- und Jazzsongs die Noten nicht allzu ernst! Anpassungen sind immer wieder nötig, und eine gewisse improvisatorische Freiheit - oder auch das Spielen nach Gehör - machen ein Stück erst richtig lebendig. Was Sie dagegen immer strikte beachten sollten, ist die exakte Beibehaltung des Tempos. Also kein Rubato, kein Accelerando, kein Ritardando. Und schwierige Stellen müssen halt genau gleich schnell gespielt werden wie leichte Passagen.
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Abdankungsfeier mit speziellen Musikwünschen
August 2020
Kürzlich spielt ich an einer Abdankung in der Dorfkirche Steffisburg. Die dortige Orgel wurde in den 1930er-Jahren von der Firma Kuhn erbaut. Beim Spielen wirkt sie eher träge und schwammig, da sie eine elektro-pneumatisch Traktur hat. Aber sie ist ziemlich romantisch disponiert und intoniert und eignet sich dank der vielen 8'-Register und dank eines reich ausgestatteten Schwellwerks gut zum Begleiten von Chören und Orchestern. Im Forte- und Tutti-Bereich hat sie einen angenehm symphonisch-fetten Klang.

Der Verstorbene hatte zusammen mit seiner Frau die Orgelmatinées und Gottesdienste in der Stadtkirche Thun besucht und war jedesmal entzückt und erheitert, wenn ich die ziemlich rockig-freche Version von "Ihr Kinderlein, kommet" spielte. Deshalb wünschte sich die Trauerfamilie dieses Lied als Ausgangsspiel. Gewünscht wurden auch "Heaven" von Gotthard sowie zwei klassische Stücke. Ich arrangierte deshalb die Ballade von Gotthard für die Orgel. Die Noten dazu finden Sie unter "Spielen - Noten" oder direkt hier.

Dann spielte ich die vier Stücke an der Abdankungsfeier und nahm sie einige Tage später in der leeren Kirche auf. Sie können hineinhören, wenn Sie auf die untenstehenden Titel klicken.
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Notenbeispiel: "Passaggio" von Ludovico Einaudi
August 2020
An einer Traung in Mürren wurde vom Brautpaar das Stück "Passaggio" vom Pianisten Ludovico Einaudi gewünscht. Also habe ich mir den Song auf YouTube angehört und dabei festgestellt, dass er sehr einfach gestrickt ist. Und dann mit dem Notenprogramm Sibelius 7 eine zweiseitige Partitur erstellt. Die Noten finden Sie hier.
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Neue Kochrezepte
August 2020
Seit längerem habe ich keine neuen Rezepte auf diese Website geladen. Gekocht habe ich trotzdem; und so sammelten sich eine Vielzahl von Rezepten an, die Sie lesen und nachkochen können. Einige besonders gute Schlemmereien sind... E Guete!
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Hörbeispiele: Neue Liste
August 2020
In den letzten Jahren nahm ich ziemlich Musikstücke auf und publizierte sie auf dieser Website. Dazu kamen dieses Jahr zahlreiche weitere Aufnahmen von Orgelstücken und Kirchenliedern, die von März bis Mai - also während der ärgsten Corona-Pandemie - aufgenommen wurden.

Um etwas Übersicht zu erhalten, habe ich alle Aufnahmen zusammengefasst und in einer neuen Liste übersichtlich eingereiht. Sie finden Sie unter unter  Hörbeispiele.
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Die Sitemap bringt Übersicht
Juli 2020
Ungefähr 2012 merkte ich langsam, dass das Internet immer wichtiger wurde und sich zunehmend in den Alltag und ins Leben der Menschen eingeschlichen hatte und immer mehr einschlich. Also dachte ich mir, es wäre von Vorteil, eine eigene Website oder Homepage zu betreiben. Die beiden Wörter bezeichnen übrigens dasselbe, nämlich einen Audtritt im World Wide Web, also im Internet.

Eine Website ist eigentlich ein Werbeauftritt und enthält jede Menge Informationen in Form von Texten und Bildern. Sie besteht in der Regel aus der Haupt- oder Begrüssungsseite plus mehreren bis sehr vielen Unterseiten und Unterunterseiten (und manchmal sogar Unterunterunterseiten). Diese Seiten sind miteinander durch Links verknüpft. Wenn man also an geigneter Stelle auf ein Wort, ein Textzeile, ein Bild oder eine Grafik klickt, gelangt man im Hui auf eine andere Seite.

Im Verlauf der Jahre sammelte sich allerlei Zeugs auf meiner Website an. Hinweise auf Konzerte, Konzertprogramme, Noten zum Ausdrucken, Hörbeispiele, Bilder und Berichte von Wanderungen und Reisen, Kochrezepte und (manchmal lustige) Erlebnisse aus dem Organistenalltag bevölkerten zunehmend meinen PC und damit die Website. Die Übersicht wurde so natürlich immer schwieriger. Ich habe kürzlich mal Statistik betrieben und Folgendes vorgefunden...
ca.    420  Websites (HTML und CSS)
ca.    400  PDFs (Noten, USA-Hikes, Kochrezepte usw.)
ca.    380  Hörbeispiele
ca.      40  Video-Clips
ca.  4200  Bilder aus den USA
ca.    860  Bilder aus Europa (Reisen und Wandern)
Total rund 7'300 Dateien und Ordner
Die Sitemap bringt etwas Übersicht ins Genusch. Es ist nicht etwa eine (Land)Karte, sondern eine Liste mit den wichtigsten Seiten, Unterseiten und Unterunterseiten drauf. Die können Sie alle anklicken und werden dann weitergeleitet. Um auf die Sitemap zu gelangen, klicken Sie bitte hier.
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Neue Notenbeispiele: Orgelmusik an Konfirmationen
Juli 2020
Glücklicherweise können jetzt wieder Konfirmationsgottesdienste abgehalten werden. Die Wahl der Orgelstücke ist da immer ein wenig heikel. Ausschliesslich Barockmusik würde nicht so passen, nur Popmusik ebensowenig. Dazu kommt, dass in ländlichen Gemeinden oft auch volkstümliche Musik gerne gehört wird.

Auch möchte frau und man den Anwesenden musikalisch etwas "bieten", statt sie zu langweilen. Wobei die Wahl des Eingangsspiel ziemlich belanglos ist, da die Gemeinde beim Ausklingen der Kirchenglocken nicht etwa still wird und zuhört, sondern in der Regel munter weiter schwatzt und lärmt.

Also macht man meiner Meinung nach am besten ein "gemischtes" Programm. Hier ein Vorschlag:
Eingangsspiel:Präludium in C-Dur(Aus "Acht kleine Präludien und Fugen", ev. von Krebs)
Zwischenspiel:Bärgandacht(Jodellied von Reto Stadelmann)
Zwischenspiel:Bright Eyes(Komponist: Mike Batt, Sänger: Art Garfunkel)
Zwischenspiel:Hey Jude(The Beatles)
Ausgangsspiel:Viva la Vida(Coldplay)
Die Bärgandacht von Reto Stadelmann ist ein gern gehörtes und oft gesungenes Jodellied. Bright Eyes hörte ich kürzlich am Radio und fand es überaus hübsch mit seinen luftigen und eine wenig an klassiche Musik erinnernden Klängen. Ich habe es für die Orgel arrangiert. Ausserdem habe ich noch Viva la Vida etwas aufgemotzt (mit einem "stampfenden" Bass) und Hey Jude von den Beatles in einer verkürzten und gefälligen Version ins Notenverzeichnis aufgenommen.

Die Noten zu diesen Liedern erhalten Sie, wenn Sie sie auf der obigen Liste anklicken.
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Organist Roland Finsterwalder auf YouTube
Mai 2020
Roland Finsterwalder, Logopäde am Spital Thun und begnadeter Organist in Steffisburg, hat mehrere Orgelwerke auf seiner Mixtuur-Orgel aufgenommen.

Für die "elektronischen" Mixtuur-Orgeln werden viele Einzeltöne einer "richtigen" Pfeifenorgel aufgenommen und digitalisiert, also gesampelt. Es ist so möglich, mehrere verschiedene Orgelregister oder sogar eine ganze Orgel zu sampeln und auf der Mixtuur-Orgel nachzubilden und zu spielen.
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Grosses USA-Fotoalbum
März 2020
Eigentlich hätten Martina und ich im kommenden Herbst durch den Westen der USA reisen wollen. Martina knapp vier Wochen, ich anschliessend weitere vier Wochen. Wegen der Corona-Krise fällt diese Reise vermutlich ins Wasser, was ich sehr bedaure.

Um mich (und vielleicht auch andere verhinderte USA-Reisende) etwas zu trösten, habe ich mir vorgenommen, einen ziemlich grossen Teil meiner fast 30'000 USA-Bilder auf dieser Website in einem virtuellen Fotoalbum aufzunehmen.

Sie sehen in diesem Album Fotos aus (fast) allen Wilde-West-Staaten:
South Dakota - Nebraska - Colorado - Utah - New Mexico - Arizona - Montana - Idaho - Wyoming - Washington - Oregon - Nevada - California.
Klicken Sie bitte hier.
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"Vom Winde verweht"   oder   "Der Geist weht, wo er will"
März 2020
Da war ich doch vor einigen Tagen in der Stadtkirche Thun, weil ich ja während der Corona-Virus-Krise für jeden Sonntag ein musikalisches Gottesdienstprogramm aufnehmen möchte. Und ich genoss es, meine alte Bekannte (gemeint ist die Orgel) wieder einmal zu traktieren und ihren vielen Klangfarben zu lauschen.

Da sass ich also auf dem Orgelbänkli und nahm ein Jodellied auf. "E gschänkte Tag" von Adolf Stähli. Und während dem Jodel meinte ich, so ein merkwürdies Geräusch zu hören. Bald meinte ich es nicht mehr, sondern es war tatsächlich ein Geräusch, genauer gesagt, ein Rauschen.

Und dieses Rauschen wurde allmählich immer stärker und stärker und stärker und stärker und stärker und stärker und stärker und stärker und stärker und stärker und ...

Ich erschrak ziemlich und meinte schon, bei der Orgel hätte sich irgend ein Leck in einem Windkanal oder einer Windlade gebildet. Aber das Rauschen kam nicht von der Orgel. Dann dachte ich "Aha, ein Wolkenbruch" und ging hinaus. Aber draussen war es ruhig und trocken.

Dann betrat ich wieder die Kirche und schaute himmelwärts. Und da sah ich den riesenlangen Schlitz, der vor Jahren bei der Kirchenrenovation in die Decke eingefräst worden war, und aus welchem Warmluft mit orkanartigem Getöse in den Kirchenraum geblasen wurde. Hören Sie doch mal zu:
Das wurde dann etwas lästig, weil ich nur wenige Minuten aufnehmen konnte, dann rauschte es, dann nahm ich wieder ein bisschen auf, dann rauschte es wieder usw. Nun, das Rauschen lässt sich ausschalten, und ich werde den Sigristen beim nächsten Mal bitten, genau dies zu tun.
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Li Wen Liang - Der Märtyrer-Arzt aus dem Reich der Mitte
März 2020
Der chinesische Arzt Li Wen Liang informierte bereits im Dezember 2019 Arztkollegen über eine neueartige SARS-Krankheit. Dafür wurde er von den Behörden - also der kommunistischen Partei Chinas unter der weisen Führung vom Generalsekretär Xi Jin Ping - umgehend gemassregelt. Ich zitiere aus "Wikipedia":
Li wurde in Beizhen in der Provinz Liaoning geboren und studierte ab 2004 sieben Jahre Medizin an der Universität Wuhan, wo er als Arzt approbiert wurde. Er spezialisierte sich auf Augenheilkunde und war zuletzt am Zentralkrankenhaus Wuhan tätig.

Als Ende Dezember 2019 eine Serie von Lungenentzündungen in Wuhan auffällig wurde, informierte er am 30. Dezember 2019 in einer WeChat-Gruppe seine Arztkollegen über sieben Patienten, die mit Verdacht auf eine Infektion mit dem SARS-Virus im Zentralkrankenhaus Wuhan behandelt wurden.

Damit erregte er jedoch den Unmut der chinesischen Behörden, die vor allem bestrebt waren, keine Panik in der Bevölkerung aufkommen zu lassen. Die Gesundheitskommission der Stadt Wuhan hatte am Tag von Lis Posting eine Anweisung herausgegeben, wonach Informationen über die neuartige Lungenentzündung nur von autorisierten Personen an die Öffentlichkeit weitergegeben werden dürften.

Am 1. Januar 2020 berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, dass acht Personen in Wuhan strafrechtlich belangt würden, weil sie Falschinformationen im Internet verbreitet hätten, was "negative soziale Folgen" haben könne. In derselben Meldung wurde bekräftigt, dass es keine Anzeichen für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung der neuen Erkrankung oder eine Infektion des medizinischen Personals gebe.

Vier Tage nach seinem Online-Posting wurde Li in das Sicherheitsbüro der Stadt Wuhan einbestellt. Dort wurde er genötigt, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er beschuldigt wurde, "unwahre Behauptungen gemacht" zu haben, die die "gesellschaftliche Ordnung ernsthaft gestört" hätten.

Das Schreiben endete mit der Feststellung: "Wir wünschen, dass Sie sich beruhigen und sorgfältig nachdenken und möchten Sie ernsthaft warnen: Wenn Sie weiter halsstarrig bleiben, ihre Vergehen nicht bedauern und mit diesen illegalen Aktivitäten fortfahren, werden Sie strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden - haben Sie das verstanden?" Li unterschrieb mit "Ich habe verstanden" (??).

Li veröffentlichte Ende Januar eine Kopie des Schreibens auf der Internetplattform Weibo. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Behörden bereits öffentlich bei Li entschuldigt.

Lesen Sie hier weiter.
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Neues vom Trump
März 2020
Donald Trump, der so genannte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, hat heute (12. März 2020) ein Einreiseverbot für sämtliche Personen verkündet, die sich 14 Tage vor ihrer geplanten Einreise in die USA in Europa aufgehalten haben. Ausgenommen sind Engländer.

Mit dieser Massnahme will Trump die Ausbreitung des Corona-Virus in den USA vereiteln. Erstaunlich ist, dass dieses Einreiseverbot nur für Nichtamerikaner gilt. Nimmt mich nur wunder, mit welchem Impfstoff Trump seine Landsleute und potentiellen Wählerinnen und Wähler vorher geimpft hat.

Was sonst noch vom begnadeten Egomanen Trump zu wissen ist, erfahren Sie, wenn Sie den äusserst interessanten NZZ-Artikel von heute lesen. Klicken Sie bitte hier.


Heute morgen (14. März 2020) höre ich in den Nachrichten, dass der so genannte Präsident der USA den nationalen Notstand verkündet hat. Nachdem er wochenlang Untätigkeit geübt hatte, ist er endlich in Aktivismus verfallen. Dazu zwei aufschlussreiche Beiträge:

Handelsblatt:
Warum Seattle das Zentrum der Coronakrise in den USA ist


Financial Times:
"It's apocalyptic". Coronavirus turns Seattle into a ghost town


Und hier noch ein Link zur "Neuen Zürcher Zeitung", der Trumps Fehlverhalten in der Corona-Virus-Krise ziemlich schonungslos schildert:

In der Krise zeigen sich alle Schwächen Trumps
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Sache git's...
Februar 2020
Heute morgen - am 4. März im Jahres des Herrn 2020 - erhielt ich von einer bernischen Kirchgemeinde ein Rundmail, in welchem Empfehlungen und Bestimmungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus abgegeben werden. Ich zitiere...
Liebe Kirchgemeinderatsmitglieder, liebe Mitarbeitende
Liebe Zugewandte der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde...

Die behördlichen Massnahmen zum Coronavirus halten derzeit viele Menschen in Atem. Immer wieder kommen neue Massnahmen und Informationen vom BAG, vom Kanton und von den Medien...

Die Ref. Kirchen Bern-Jura-Solothurn als vorgesetzte Stelle haben ebenfalls seit gestern Montagabend eine Handreichung publiziert, in der einige Verhaltensempfehlungen für den Umgang mit der ganzen Sache weitergegeben werden...

Für die Gottesdienste wie den Weltgebetstag und jene vom nächsten Sonntag : Vor dem Eingang wird eine Zutrittskontrolle durchgeführt. Es werden Listen geführt mit Namen, Telephonnummer und Bestätigung der Besucher/innen, wonach sie nicht in den vorangehenden 14 Tagen aus einem der Risikogebiete (zurzeit China, Iran, Südkorea, Singapur sowie in Italien die Lombardei, das Piemont und Venetien) angereist sind. Ansonsten müssten sie wieder weggehen. Die Präsenzlisten sollten von Helfer/innen vor der Eingangstüre erfasst werden, damit nicht jede/r Besucher/in den Stift selbst in der Hand hält. Eine solche Liste werden wir noch anfertigen und den Verantwortlichen zustellen, ebenso mit ihnen über die Helfer/innen sprechen...
Und dann wäre noch eine Bekannte, die einen Untermieter hat, nennen wir ihn Aurelio. Dieser ist halb Tessiner halb Italiener und arbeitet als Apotheker. Jetzt sind dem guten Aurelio die Lebensmittel ausgegangen, weshalb er meiner Bekannten mitteilte, er werde demnächst nach Italien gehen, um sich mit Fresswaren einzudecken.

Meine Bekannte ist gesundheitlich ziemlich angeschlagen und fürchtet sich - vielleicht mit Recht - vor einer C-Virus-Ansteckung. Und ausgerechnet jetzt will der Blödmann nach Italien.

Sache git's...
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Peinliches im Altersheim
Februar 2020
Unlängst spielte ich an einem Nachmittags-Gottesdienst im Altersheim. Der Ablauf war mir vorher von der Pfarrerin gemailt worden; und es war eigentlich alles klar. Doch dann passierte mir etwas peinlich Unangenehmes, für das ich mich noch heute (leicht) schäme.

Es kam das erste Lied "Die güldene Sonne", und ich begann mit der Intonation. Und jetzt passierte das Unaussprechliche: Nach den zwei ersten Tönen ging ich fäschlicherweise einen Ton runter und befand mich sogleich im Lied "In dir ist Freude". Das merkte ich aber noch nicht. Erst bei der zweiten Strophe stellte ich fest, dass gar nicht gesungen wurde, bekam einen roten Kopf, entschuldigte mich, und begann noch einmal von vorne, diesmal mit dem richtigen Lied.

Da sieht man wieder einmal, wie man aufpassen muss oder sollte. Es ist aber auch verflixt und verhext: Beide Lieder sind in derselben Tonart, in derselben Taktart und beginnen mit einem Auftakt von jeweils gleicher Länge.
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"Träne" von Florian Ast und Francine Jordi
Ein Lied für eine Abdankungsfeier
Januar 2020
Auf Wunsch einer Organisten-Kollegin bearbeitete ich dieses herzige Lied für die Orgel.

Der Song ist denkbar einfach gestrickt und besteht eigentlich nur aus einem achttaktigen Abschnitt, der in E-Dur und manchmal in A-Dur vorkommt, und wo entweder der Tenor singt, oder der Sopran singt, oder Sopran und Tenor singen gemeinsam. Letzteres häufig im Abstand einer Quinte, was zwar reizvoll klingt, aber manchmal Musiker aus dem klassischen Stall wegen der vielen "verbotenen" Quintenparallelen peinigen kann.

Ein kurzes Intermezzo (wir Organisten würden es "Zwischenspiel" nennen) lockert den Song etwas auf, der trotz seiner einfachen Form mit rhythmischer Raffinesse und süffigen Sounds brilliert.

Das Stück ist nicht ganz einfach zu spielen. Aber - wie beim Gugger kann man einen rhythmisch eher vertrackten, zweistimmigen und die Stimmlage öfters wechselnden Song auch noch einfach-zu-spielen arrangieren? Ich jedenfalls kann das nicht. Deshalb ist fleissiges Üben angesagt.

Die Noten finden Sie hier
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Das Unaussprechliche Wort  oder  Idee für eine neue Kunstsprache
Januar 2020
Kürzlich fuhr ich im Bus nach Hause. Eine Gruppe 12-13jähriger Schüler unterhielt sich im hinteren Teil des Gefährts überaus lebhaft. Dabei fiel auch immer wieder und immer häufiger und altersgerecht das Wort "Huere", so dass ich mich nach einigen Minuten umdrehte, um mir diese Sprach-Koryphäen anzuschauen. Hinter mir sass eine Frau, ungefähr 50 Jahre alt, und fragte mich: "Denken Sie dasselbe wie ich?" Ich antwortete: "Vermutlich schon; ungefähr alle 7 Sekunden", und so waren wir uns, ebenfalls altersgerecht, einig.

Ca. 2003, als meine beiden Töchter etwa in die 2. und 3. Klasse gingen, holte ich sie einmal an einem Freitag Mittag von der Schule ab und fuhr mit ihnen zu mir nach Hause. Dabei belauschten wir eine kleiner Gruppe etwa 12-jähriger Mädchen, von denen eines sich des Wortes "Huere" genüsslich bediente. Wir zählten die Anzahl der Huere-Wörter bis zum Bahnhof Thun und kamen auf rund 15 "Hueres". Die Fahrt dauerte rund 7 Minuten; folglich hatte das Huere Mädchen dieses Wort im Abstand von rund 28 Sekunden ausgesprochen.

Heute sind die Kids da schon erheblich weiter, denn der Gebrauch des besagten Wortes hat sich von alle 28 Sekunden auf alle 7 Sekunden beschleunigt. Die Kids brauchen dieses Wort heute also viermal häufiger als vor 17 Jahren. Das ist doch beachtlich, nicht wahr? Wobei ich den Kids keinen Vorwurf mache oder machen kann, denn sie sind ja das Produkt von Erbanlage, Erziehung zu Hause und gruppendynamischen Einflüssen in der Schule und in der Freizeit.

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Ich war schon immer und bin noch immer interessiert an Sprachen aller Art. Und so kam mir später in den Sinne, dass man aus dem Wort "Huere" eine Kunstsprache bilden könnte. Mit etwas gutem Willen könnte man "Huere" als 3-silbiges Wort betrachten:
Hu - e - re
Wenn man - analog zur chinesischen Sprache - die Silben in 7 verschiedenen Tönen und die Vokale entweder kurz oder lang aussprechen täte, würde man pro Silbe 14 Varianten erhalten, wie figura am Beispiel der 2. Silbe "e" zeigt:
Kurze Vokale
ē
e
e_
é
è
ě
ê

Hoher Ton
Neutraler (mittelhocher) Ton
Tiefer Ton
Ton ansteigend
Ton absteigend
Ton ab- dann ansteigend
Ton auf- dann absteigend
Lange Vokale
Ē
E
E_
É
È
Ě
Ê

Hoher Ton
Neutraler (mittelhocher) Ton
Tiefer Ton
Ton ansteigend
Ton absteigend
Ton ab- dann ansteigend
Ton auf- dann absteigend
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Wenn man nun die 14 Varianten hoch 3 rechnet (also 14 x 14 x 14, da "Huere" ja 3 Silben hat), käme man auf einen Wortschatz von sagenhaften 2744 Wörtern. Damit könnten schlichtere Gemüter sehr tiefsinnige Gespräche führen und sich zum Beispiel mit folgenden Wörtern austauschen:
hùēre
huerě
hUe_re
hûérE_
húèrē - huere


Ich
liebe
meine
neue
Muttersprache
Zu einem Satz zusammengefügt:
hùēre     huerě     hUe_re     hûérE_     húèrē - huere
Ich            liebe        meine       neue       Muttersprache
Stellen Sie sich mal vor, wie musikalisch und melodisch diese Sprache doch wäre!