So klingt die Orgel
3. Die Tonhöhe der Orgelregister
Orgelregister unterscheiden sich nicht nur in der Klangfarbe und der Lautstärke. Sie haben auch unterschiedliche Tonhöhen. Eine Labialpfeife, die 2.40 Meter lang ist, erzeugt einen Ton, der dem grossen C auf dem Klavier entspricht. Wird die Pfeifenlänge halbiert - in unserem Fall also 1.20 Meter - steigt der Ton um eine Oktave; wird die Pfeifenlänge verdoppelt - in unserem Beispiel also 4.80 Meter - sinkt der Ton um eine Oktave.

Die Tonhöhe ist umgekehrt proportional zur Pfeifenlänge.

Im Orgelbau wird seit jeher nicht in Metern und Zentimetern, sondern in Fuss gerechnet. Ein Fuss ist 30 cm, folglich sind 2.40 Meter = 8 Fuss. Das grosse C ist auf den Orgelklaviaturen die tiefste Taste. Die Länge der tiefsten Pfeife eines Registers gibt gleichzeitig die relative Tonhöhe dieses Registers an. Deshalb hat jedes Register neben dem Registernamen (Principal, Rohrflöte, Trompete usw.) noch die Angabe in Fuss. Diese Fusslage wird meistens mit einem Apostroph angegeben wird, also zB  8 Fuss = 8',  4 Fuss = 4' usw.

Die häufigsten Orgelregister sind in Oktaven gestimmt, daneben gibt es auch Quinten und Terzen (und manchmal sogar Septimen und Nonen). Die wichtigsten Fusslagen sehen Sie im folgenden Notenbeispiel. Jede Note entspricht dabei der tiefsten Taste eines Registers.
Die höchsten Fusslagen (ab ²/₃') kommen dabei nicht als eigenständige Register, sondern nur als "Chor" in Mixturen vor.
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Grössere Orgeln haben manchmal auch Register in anderen Fusslagen. Deshalb folgt eine vollständige Übersicht der heute gebräuchlichen Fusslagen:
Die Orgel in der Stadtkirche Thun hat Register in neun Fusslagen (Der 32' im Pedal wurde 2015 eingebaut). Das untenstehende Notenbeispiel können Sie sich auch anhören. Ich spiele das kleine c mit einem 16'-Register, dann halte ich den Ton und füge nach und nach die weiteren Fusslagen hinzu. Am Schluss gibt's eine launige Akkord-Sequenz.
Ein Ton
16'   + 8'   + 4'   + 2²/₃'   + 2'
+ 1³/₅'   + 1¹/₃'   + 1'   + 32'
Ein Akkord
8'   + 4'   + 2²/₃'   + 2'   + 1³/₅'
1¹/₃'   + 1'   +16'   + 32'
Zwar haben die Orgel-Manuale nur 56 Tasten, während das Klavier 88 Tasten hat. Trotzdem ist bei der Orgel der Tonumfang wegen den verschieden hoch gestimmten Registern sehr gross.

Im folgenden Klangbeispiel hören Sie zuerst eine absteigende Tonleiter; sie endet mit einem Ton, der eine Frequenz von ungefähr 16 Hertz (16 Schwingungen pro Sekunde) hat. Danach folgt eine aufsteigende Tonleiter; deren Schlusston hat eine Frequenz von ungefähr 9500 Hertz und liegt damit - je nach Alter - eine Terz, Quinte oder Oktave unter der oberen Hörgrenze!

Tragen Sie Sorge zu Ihren Lautsprechern und stellen Sie für das folgende Beispiel die Lautstärke etwas zurück!!!
Hinunter in die Hölle
dann
Hinauf in den Himmel
Den letzten Ton höre ich noch knapp. Früher hörte ich ihn besser. In 10 Jahren - so Gott will - werde ich ihn vermutlich nicht mehr hören. - Haben Sie gehört, wie das Orgelgehäuse bei den tiefsten Tönen scheppert? - Dazu noch das Notenbild:
Und jetzt können wir rechnen: Die Manuale haben einen Umfang von 4¹/₂ Oktaven. Das macht 56 Töne beim 8'.
Dazu kommen je 12 Töne vom 32', vom 16', vom 4', vom 2' und vom 1'. Also macht das alles zusammen 56+12+12+12+12+12 = 116 Töne.

Das Klavier hat 88 Tasten und 88 Töne.   -   Die Orgel hat 56 Tasten und 116 Töne.
Krass!