Die Orgel und verwandte Instrumente
Mai 2015
Stadtkirche Thun
Valeria-Orgel Sitten
Tabernacle Organ Salt Lake City
DIE Orgel
DIE Orgel ist ein Blasinstrument, bei dem Pfeifen mit Wind zum Erklingen gebracht werden. Der Wind wird in einem Balg gespeichert und gelangt durch Windkanäle zu den Windladen. Dort wird er durch ausgeklügelte Ton- und Registerventile zu den Pfeifen weitergeleitet.

Die Pfeifen stehen auf den Windladen und sind in Register unterteilt. Ein Register ist eine Pfeifenreihe, die punkto Klang und Lautstärke eine Einheit bildet. Die Orgel ist ebenfalls ein Tasteninstrument: Auf dem Manual (das hierzulande 56 Tasten hat) spielt man mit den Händen, auf dem Pedal (30 Tasten) mit den Füssen. Demzufolge hat ein Manualregister 56 Pfeifen, das Pedalregister hat 30 Pfeifen.

Eine Orgel besteht aus vier Teilen:
Windversorgung mit Gebläse, Balg (Windspeicher) und Windkanälen
Pfeifenwerk mit Unterbau (Windladen, Ton- und Registerventile)
Spieltisch mit Manualen, Pedal, Wippen oder Stöpseln zum Einschalten der Register
Traktur. Das ist die Verbindung vom Spieltisch ins Orgelinnere.
"Normale" Dorforgeln haben in der Regel 2 Manuale. Grössere Orgeln können mit drei, vier oder sogar fünf (oder noch mehr...) Manualen aufwarten. Die weltweit grösste Orgel steht in Atlantic City südlich von New York; sie hat ca. 33'000 Pfeifen, ist aber nur noch teilweise spielbar. Daher könnte man als weltweit grösste spielbare Orgel die Wannamaker Organ im Kaufhaus Macy's in Philadelphia bezeichnen, welche ca.28'500 Pfeifen besitzt. Die grösste Orgel Europas steht im Dom von Passau; sie besteht eigentlich aus fünf Teilorgeln (Hauptorgel, Chororgel, Evangelienorgel, Epistelorgel und Fernorgel) und hat knapp 18'000 Pfeifen.
Das Positiv
Das Positiv ist eine einmanualige Kleinorgel ohne Pedal mit wenigen Registern. Oft ist das Positiv transportabel; gelegentlich wird es auch als Truhenorgel gebaut. Bis ins 19. Jahrhundert war es ein beliebtes Hausinstrument wohlhabender Leute. Heute wird es gerne als Begleit- und Continuoinstrument für Chorkonzerte eingesetzt.
Das Portativ
Das Portativ ist eine Kleinstorgel mit geringem Tonumfang.
Das Regal
Das Regal ist eine Kleinorgel, die ausschliesslich "schnarrende", obertonreiche Zungenpfeifen besitzt. Verbreitet war es in der Renaissance und im Barock. Heute findet man bisweilen das Regal als eigenständiges Orgelregister.
Das Harmonium
Das Harmonium ist ein - meistens einmanualiges - Tasteninstrument, dessen Töne durch durchschlagende Zungen erzeugt werden (wie beim Akkordeon oder der Mundharmonika). Es kann wie die Orgel mehrere Register in verschiedenen Fusslagen haben, die häufig noch in Bass und Diskant getrennt sind. Sein Klang ist eher weich-näselnd. Der Wind wird in der Regel mit Fusstritten erzeugt; dies erlaubt ein dynamisches Spiel, hat aber auch zu den wenig schmeichelhaften Bezeichnungen wie Psalmenpumpe oder Halleluja-Vergaser geführt.
Die Hammond-Orgel
Diese als Orgel zu bezeichnen, galt in "seriösen" Organistenkreisen bis in die 1980er Jahre hinein als Sakrileg. Sie ist ein Tasteninstrument (klassich ist die B3 mit zwei Manualen à 61 Tasten und einem Pedal à 25 Tasten), dessen Töne elektro-mechanisch durch magnetisierte, rotierende Zahnräder erzeugt werden. Tonabnehmer vor jedem der rund 80 Zahnräder leiten das elektronische Tonsignal zu den Tastenkontakten, in welchen mittels einer raffinierten Verteilmatrix die Fusslagen vom 16'   8'   5 1/3'   4'   2 2/3'   2'   1 3/5'   1 1/3' und 1' erzeugt werden können. Die Lautstärke jeder Fusslage kann mit einem Schiebe-regler eingestellt werden, was sehr unterschiedliche und raffinierte Klänge erlaubt. Leslieboxen mit rotierenden Hoch- und Tiefton-Lautsprechern beleben den eher starren Klang der Hammondorgel.

Ihr weicher bis krächzend schreiender Klang wurde durch Jazzorganisten wie Jimmy Smith und Rhoda Scott oder Rockbands wie Procul Harum, Deep Purple und Emerson Lake & Palmer weltberühmt.
Die Farfisa-Orgel
Diese italienische Orgel war bis in die 1960er Jahre ein beliebtes Instrument in Tanzkapellen und Rockbands. Ihr schriller, dünner Klang wurde durch elektronische Tongeneratoren erzeugt und ist noch heute in Stücken wie "When A Man Loves A Woman" von Percy Sledge oder "The House Of The Rising Sun" von den Animals zu hören.
Selbstbau-Orgeln
Die deutsche Firmen Dr. Böhm und Wersi vertrieben ab den 1960er Jahren erfolgreich Bausätze für den Selbstbau einer massgeschneiderten elektronischen Orgel.