Zion National Park   -   Angel's Landing

So ein Tag, so wunderschön wie heute...   ...und dann erst noch Sonntag...   viele gutgelaunte Touristen und Wanderer...   ...schön und warm...    ...was will man mehr? Nach einer stürmischen, aber erholsamen Nacht in der Virgin River Gorge packe ich zusammen und fahre zum hübschen St. George, ehemals Wintersitz des charismatischen Mormon-Treck-Führers Brigham Young.

Im Village Inn gibt's wieder mal was Feines, aber die Kuchen sind mir dann doch zu kalorienreich. Schliesslich möchte ich heute im Zion National Park auf Angel's Landing hinauflaufen; drum kann die Wampe bis am Abend warten.

Angel's Landing ("der Engel Landeplatz") liegt auf der westlichen Seite des Zion Canyon im beideits von steilen Bergen eingerahmten Virgin River Tal. Über den Wanderweg zu Angel's Landing habe ich schon mehrer Berichte gelesen; er darf offenbar nur von Schwindelfreien begangen werden. Ja, so schwindelfrei bin ich zwar nicht, aber... who cares? Zunächst muss ich aber wieder in den Park fahren. Gewaltiger sonntäglicher Ausflugsverkehr verlängert die Fahrt vorteilhaft, so kann ich die im Osten aufragenden schroffen Berge des Zion NP gebührend bewundern.

Auf dem Zeltplatz schnappe ich mir ein hübsch am Virgin River gelegenes Plätzchen, schwatze etwas mit den Nachbarn, fülle dann den Rucksack mit Wasser, Snack und Sonnencreme, schultere die Fototasche und fahre mit dem Shuttle Bus (Privatverkehr in den Zion Canyon ist jetzt glücklicherweise nicht mehr erlaubt) zur Zion Lodge.

Der Trail geht zuerst gemächlich dem Fluss entlang, steigt dann über eine Geröllhalde allmmählich an und führt dann auf einem von Parkrangern in den Fels gesprengten Pfad steil aufwärts. Zu meinem grossen Erstaunen wird der Weg von vielen Wanderern jeglichen Alters begangen (die Amis habe ich doch bisher als nicht so wanderfreudig kennengelernt).

Die Sonne brennt erbarmungslos, deshalb ist der auf den Steilhang folgende schattige Canyon sehr willkommen. In endlosen Spitzkehren führt der Weg dann auf das erste Plateau, wo sogar Toiletten und Abfallkübel bereitstehen. (Amerikanische Hiking Trails sind meistens kehrichtärmer als unsere alpinen Wanderwege.) Hier rasten viele Leute; viele kehren auch wieder um oder laufen nord-westwärts auf einem "normalen" Wanderweg weiter in die Berge. Die Gutbeschuhten und Mutigen aber laufen jetzt Richtung Osten.

Der Weg wird jetzt wirklich steil, anstrengend, teilweise schmal und bietet fast immer schwindelerregende Ausblicke nach unten. Gelegentlich muss auch ein bisschen gekraxelt werden.Ketten und Stangen sowie einige in den Felsen gehauene Tritte erleichtern allerdings das Laufen erheblich. Der Personenverkehr ist gewaltig, auch ältere und alte Leute begehen diesen Weg. Nach einem letzten Steilhang lädt ein hübsches, ebenes Fleckchen (natürlich mit der erwarteten grossartigen Aussicht) zum Ruhen ein. Die Wanderung auf Angel's Landing - Landeplatz der Engel - kann ich jedem halbwegs Schwindelfreien nur empfehlen!

Ich fahre dann mit dem Shuttle zurück zum Zeltplatz und mit dem Auto nach Springdale. Dort gibt's Dusche, Bier, Nachos und Salsa bis zum Abwinken. Müde, zufrieden, leicht promillehaltig und schwer hungrig tuckere ich zum Zeltplatz zurück und lasse den Tag am laut murmelnden Virgin River ausklingen.