Der Spieltisch
Januar 2017
Bekanntlich besteht eine Orgel aus mehreren Teilen, nämlich aus der Windversorgung (mit Gebläse, Bälgen und Windkanälen), aus dem Pfeifenwerk, aus den Windladen (auf denen die Pfeifen stehen und in denen der Wind verteilt wird) und schliesslich aus dem Spieltisch.

Für den Organisten spielt dabei der Spieltisch (engl./franz. „Console”) die zentrale Rolle: Hier kann er auf Manualen und im Pedal Töne spielen und mit Stöpseln oder Wippen Register ein- und ausschalten. Zusätzliche Spielhilfen in Form von Stöpseln, Wippen, Drucktasten oder Fusstritten erlauben ihm dabei, während dem Spiel die Registrierung zu verändern. Und natürlich hat jeder Spieltisch auch ein Notenbrett.
Orgel aus dem Barock hatten und haben einen einfachen Spieltisch: Beidseits der Manuale sind beschriftete Stöpsel als Registerzüge. Ein schönes Beispiel ist der folgende Spieltisch von Gottfried Silbermnann (beachten Sie, dass das tiefste Cis fehlt):
Ein weiteres, besonders schönes Beispiel für eine Barockorgel ist die Gabler-Orgel in Weingarten:
Das Aufkommen der Röhrenpneumatik im 19. Jahrhundert erlaubte den Einbau von freien Kombinationen. Der Spieltisch erhielt nun eine Unmenge an Knöpfen, Wippen, Schwellern und Fusstritten und wurde so viel komplizierter und unübersichtlicher. Ein erschröckliches Beispiel ist der alte Spieltisch der Lorenz-Orgel in Nürnberg.
Die Orgel in der Klosterkirche Engelberg hat rund 150 Register. Demnach hatte der alte Spieltisch zwischen 700 hübscher fargbiger Wippen bezw. Knöpfe und eine Menge Fusstritte sowie 7 (!) Pedale.
Der alte Spieltisch steht als Schaustück immer noch auf der Empore.
Heutige Orgeln haben meistens einen Setzer eingebaut; damit lassen sich beliebig viele Registrierungen abspeichern. Die Elektronik "versteckt" sich dabei gerne in einer Schublade. Hier ein Beispiel für einen Spieltisch der Firma Metzler, wie er ähnlich auch in der Stadtkirche Biel und in der Pauluskirche Bern aussieht.
Dementsprechend übersichtlich, aber ziemlich hässlich, sieht der neue Spieltisch in der Klosterkirche Engelberg aus.
Exklusiv der Porsche-Spieltisch in der Leipziger St. Nicolai-Kirche.
Hübsch der Spieltisch im Tabernacle von Salt Lake City.
Ausserordentlich die Orgel im Wannamaker Store in Philadelphia.
Und am Schluss die Monsterorgel in Atlantic City.
Eine Frage, die Organisten und Orgelbauer immer bewegt:

Variante 1:   Sollen die Register von Hand gezogen werden? Dazu braucht es entsprechend viele "Stöpsel" beim Spieltisch und zusätzlich kilometerweise Holzstangen, welche die Stöpsel mit den Registerschleifen verbinden. Ausserdem müssen für die Setzeranlage 1-2 Registerzugmagnete eingebaut werden.

Variante 2:   Oder sollen die Register mit Wippen ein- und ausgeschaltet werden? Dazu braucht es lediglich einen Register-schalter am Spieltisch, 1-2 Registerzugmagnete und etwas Kabel.

Variante 2  ist meiner Meinung nach vorzuziehen, vor allem, wenn die Orgel über einen Setzer verfügt. Sie ist billiger, weniger anfällig auf Klimaschwankungen, und der Spieltisch sieht erst noch viel übersichtlicher aus. Registrierungen lassen sich so viel schneller zusammenstellen bezw. ausprobieren.