Bekanntlich ist die
Obertonreihe das A und O bei der Bildung von Klangfarben. Jedes Musikinstrument und jede
Orgelpfeife erzeugt einen bestimmten
Klang, man könnte auch sagen: einen bestimmten
Akkord.
Dieser Akkord hat - abhängig vom
Grundton - immer die gleichen Töne bezw. Intervalle. Die Lautstärke der
verschiedenen Töne dieses Akkords bestimmt im wesentlichen die
Klangfarbe des Musikinstruments oder der
Orgelpfeife.
Die
Teiltonreihe ist dasselbe wie die Obertonreihe; allerdings numeriert man die Töne bereits vom Grundton an.
Damit erhält man auch das Frequenzverhältnis zwischen den Teiltönen.
Ton
C
c
g
c'
e'
g'
...
Obertonreihe
Grundton
1. Oberton
2. "
3. "
4. "
5. "
...
Teiltonreihe
1. Teilton
2. "
3. "
4. "
5. "
6. "
...
Intervall
Grundton
1. Oktave
Quinte über der Oktave
2. Oktave
Terz über der 2. Oktave
Quinte über der 2. Oktave
...
Ich bevorzuge die
Teiltonreihe. Deren Tonnummern geben gleichzeitig das Frequenzverhältnis zwischen den
Tönen bezw. Intervallen an. Das ist sehr praktisch. Eine Quinte hat demnach das Frequenzverhältnis
2:3.
Somit hat die Quinte über dem Kammerton (440 Hz) eine Frequenz von 660 Hz. usw.
Bei dieser Gelegenheit dürfte es mal ganz interessant sein, die Teiltonreihe bezw. Fusslagen für ein 8'-Register, dann für ein 16'-Register und
schliesslich für ein 4'-Register zu definieren. Die Fusslagen, die im Orgelbau nicht von Bedeutung sind, werden hier etwas blasser dargestellt.
Gemischte Stimmen sind Register, bei denen pro Taste zwei oder mehrere Pfeifen klingen. Die dabei verwendeten Chöre (Fusslagen) sind
Oktaven und Quinten und manchmal auch
Terzen, wie im folgenden Notenbeispiel zu sehen ist:
Enthält eine gemischte Stimme nur hochklingende Oktaven und Quinten, wird sie mit 16'-, 8'- und 4'-Registern kombiniert. Die dabei verwendeten
Pfeifen sind wie enge Principale mensuriert und geben dem Orgelklang sein typisches "Brausen". Ist diese Stimmer eher tief, wird sie
MIxtur genannt. Höher- und hochklingend nennt man sie
Scharf oder
Zimbel.
Die bei den Mixturen verwendeten Fusslagen sind:
Manual-Mixturen
repetieren. Sie müssen! Denn in den oberen Lagen würden die Pfeifen sonst so schrill und scharf
klingen und dabei die obere Hörgrenze überschreiten, dass es keine Art wäre. Deshalb kommt bei bestimmten Tönen (häufig beim nächsthöheren "C")
der oberste Chor weg, dafür kommt ein tieferer Chor dazu:
C
1/2'
2/3'
1'
11/3'
-
-
-
c
-
2/3'
1'
11/3'
2'
-
-
c'
-
-
1'
11/3'
2'
22/3'
-
c''
-
-
-
11/3'
2'
22/3'
4'
Die
Zimbel beginnt mit höheren Chören und repetiert demnach häufiger:
Die
Pedalmixtur repetiert in der Regel nicht:
Die
romantische Mixtur aus dem 19. Jahrhundert beginnt tiefer und kann bis zum 8' repetieren:
Entält eine gemischte Stimme auch
Terzen, sind die Pfeifen weiter mensuriert und tönen oft flötenhaft. Damit verschmelzen
sie eher zu einem homogenen Gesamtklang. Diese Register
repetieren in der Regel
nicht.
Die
Sesquialter hat zwei Chöre: Quinte 2 2/3' und Terz 1 3/5' und beginnt hierzulande (leider) oft erst beim c
o.
Das
Kornett 8' 5f. beginnt häufig erst beim
fo und hat 5 Chöre:
Rohrflöte 8' Flöte 4' Flöte 2 2/3' Flöte 2' Terz 1 3/5'
* * * * * * *
Und hier noch einige Bemerkungen:
1.
Manchmal holt man aus einer Orgel klanglich mehr heraus, wenn man eine Oktave tiefer oder höher spielt und dabei entsprechend registriert,
so dass die Orgel trotzdem auf 8'-Basis klingt. Bei kleineren Orgeln - die ja meistens keinen 16' im Manual haben - wird man sich darauf
beschränken, eine Oktave
tiefer zu spielen und als tiefstes Register einen 4' zu nehmen.
Wenn eine Mixtur oder eine Zimbel in dieser Registrierung vorkommt, muss man aufpassen, dass man nur bis in eine gewisse Höhe spielt.
Ab dem Ton, wo die Mixtur in den 2
2/3' repetiert, würde sonst ein "falscher", krächzender Klang entstehen, da ja
der 2
2/3' der dritte Teilton zur
8'-Basis - nicht zur 4'-Basis - ist.
2.
Aus demselben Grund ist es ein Unding, wenn in kleineren Orgeln
ohne ein 16'-Register im Manual Mixturen in den
obersten Manualtönen in den dritten Teilton zur 16'-Basis, nämlich in die Quinte 5
1/3' repetieren, wie das leider
bei Orgeln aus den 1940er, 1950er und 1960er Jahren (vor allem die Instrumente der Firma Kuhn) oft geschieht. Diese unsinnige Repetition
erzeugt vor allem ein lästig-fremdes, an Hühnergegacker erinnerndes Klangbild.
3.
Mixturen haben manchmal 2 oder mehrere Pfeifen pro Chor/Fusslage. Früher war es auch üblich, diese zusätzlichen Chöre mit weiter mensurierten
Flötenpfeifen zu besetzen, was den Klang etwas diffus und weniger glänzend-brausend machte.
4.
Im englischen und amerikanischen Orgelbau werden die Chöre einer Mixtur anhand der Tonnummern der
diatonischen Tonleiter
(also nicht anhand der Teiltonreihe) bezeichnet.
Die 4fache Mixtur von oben würde somit folgendermassen beschrieben:
C
c
c'
c''
19 - 22 - 26 - 29
15 - 19 - 22 - 26
12 - 15 - 19 - 22
8 - 12 - 15 - 18
5.
Ähnlich machen es die (alten) Italiener:
4'
22/3'
2'
11/3'
1'
2/3'
1/2'
VIII
XII
XV
XIX
XXII
XXVI
XXIX
Ottava
Duodecima
Decimaquinta
Decimanona
Vigesimaseconda
Vigesimasesta
Vigesimanona