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immer noch Dienstag   -   25. September
Titus Canyon Road   -   Was bisch de Du für eine?
Nach einem langen "Rest Stop" wandere ich denselben Weg zurück und sause mit dem Auto nordwärts. Es ist erst Mittag, und ich bin noch gar nicht müde, also ist eine zweite Wanderung eine gute Idee. Die Titus Canyon Road scheint mir da gerade passend. Zwar ist auf dieser One-Way-Strasse Autofahren erlaubt - am besten mit einem Geländewagen von Nevada her kommend - aber Unwetter haben die Strasse vorübergehend unpassierbar gemacht, so dass kein Autolärm zu befürchten ist.

Ich fahre also bis zum "Mouth of Canyon" und laufe zwei drei Meilen hinein und wieder zurück. Lange Schatten dank der abwärtsgehenden Sonne und eine absolute Stille erzeugen ein zugleich beklemmendes und wohliges Gefühl.
Titus Canyon
Titus Canyon
Auf der Rückfahrt zum Emigrant-Campground mache ich einen längeren Halt in Stovepipe Wells. Dort gibt es ein Motel, ein Restauarant, einen Saloon, einen Badepool, Duschen, eine Tankstelle, einen Allerweltsladen, ein Visitor-Center und einen riesigen Zeltplatz.

Nach der entspannenden Dusche begebe ich mich in den Saloon. Dort treffe ich zwei Personen an: Den Bartender hinter dem Tresen und einen Gast vor dem Tresen. Letzter schlürft gemütlich sein Smirnoff, aber ich kann den Herrn nicht so recht einordnen: Ist er ein Inuit (Eskimo) oder ein Indianer (Navajo)? In den amerikanischen Bars ist man normalerweise schnell im Gespräch mit den anderen Gästen, deshalb frage ich meinen Trinkkollegen (unhöflicherweise) nach seinem Ursprung. Er schüttelt geheimnisvoll den Kopf, lächelt maliziös und sagt: "Rate mal!" - Ich rate und tippe auf Inuit... ...er schüttelt den Kopf. Ich schlage einen Navajo vor...

...er sagt, ja!, das hätte eine Navajo-Park-Rangerin im Hovenweep National Monument auch gemeint, das er kürzlich besucht habe (sie hätte ihn sogar in Diné angesprochen), aber er sei kein Navajo. Er hat sichtlich Freude an meinen Ratereien, aber ich werde ungeduldig, und da sagt er endlich, er sei Japaner!... Er wisse schon, dass man ihn für einen Eskimo oder Native halte; aber er sei wirklich Japaner, 61-jährig, verheiratet, drei Töchter. Nachdem ich mich auch vorgestellt habe, können wir endlich über unser Hobby (das Reisen, die Natur, das Fernweh) sprechen.

Shunske entpuppt sich als erstaunlich vielseitiger Mann: Er spricht Englisch, Spanisch, Russisch und irgendeine Sprache aus Indonesien, wo er früher mehrere Jahre gearbeitet hat. Shunske wirkt ganz unjapanisch draufgängerisch; er scheint schon überall gewesen zu sein; im Sommer dieses Jahres sei er mit seiner Frau den Green River hinuntergepaddelt; in Südamerika sei er schon oft gewesen usw.

Da er auch auf dem Emigrant Campground schläft, machen wir ab, am Abend nach dem Essen eine gemütliche Whisky-Party zu veranstalten. Die Party findet denn auch statt; Nachbar Ron (ein knapp 70jähriger Amerikaner und Reisefreak) kommt auch noch dazu. In der nachtdunklen Wärme des Death Valley sitzen wir am Tisch, erzählen uns gegenseitig von unseren Reise- und Wander- und sonstigen Erlebnissen, prahlen natürlich auch ein wenig und verkriechen uns endlich rechtschaffen müde und whiskygetränkt in unseren Schlafsäcken.