Coop Genossenschaft
Thiersteineralle 12
4002 Basel
5. Oktober 2023
Beschwerde
Guten Morgen
Ich kaufe meine Fressalien seit rund 40 Jahren hauptsächlich im Coop ein. Wenn ich pro Woche einen Einkauf in der Höhe von durchschnittlich
Fr. 150 annehme, dann habe ich in den letzten 40 Jahren über Fr. 300'00 bei Coop ausgegeben. Das gibt mir mehr als 300'00 Berech-tigungen,
über Coops Geschäftsgebaren zu meckern und zu stänkern.
Gestern war ich mit meiner Tochter im Coop in Riggisberg. Mit Missbilligung musste ich feststellen, dass Sie
(mit "Sie"
meine ich nicht Sie, liebe Coop-Brief-Leserin / lieber Coop-Brief-Leser, sondern die allmächtige Geschäftsleitung inkl. CEO von Coop in Basel)
den Fleisch-Offenverkauf abgeschafft haben. Als Ersatz haben Sie angeordnet, in zahlreichen Kühlvitrinen und -schränken in glänzendes Plastic
eingeschweisste Fleischwaren
zu präsentieren.
Das ischt - mit Verlaub - Chutzemischt und ein Affront gegenüber Ihrer Kundschaft!
Leider entspricht dieser Chutzemischt einem von ihnen seit Jahren mit immer mehr Hingabe gepflegten Hobby. Zu sehen ebenfalls in Steffisburg:
Die Fleischtheke hat man halbiert, als Ersatz mehrere Kühlvitrinen installiert.
Da es Ihnen offensichtlich an Einfühlungsvermögen gegenüber Ihrer Kundschaft fehlt, weise ich Sie auf einige Punkte hin:
★ Wenn der Coop-Kunde 250 g Rindsgeschnetzeltes will, dann will er eben 250 g Rindsgeschnetzeltes, nicht 300 g, nicht 350 g,
nicht 460 g, auch nicht 524 g, sondern 250 g. Ist nur möglich im Fleisch-Offenverkauf. Mit Ihrer Portionierungs-sucht tragen Sie
leider erheblich zum Food Waste bei.
★ Riggisberg ist nicht Basel! In einem anonymen Grossstadt-Coop mag es sein, dass der Kunde möglichst schnell und ohne grossen
Zeitaufwand seine Waren einkaufen will. Aber auf dem Lande, in einer bäuerlich geprägten Gesellschaft, hat man noch Zeit und wartet
gerne (wenn überhaupt) an Coops Fleischtheke. Ist nur möglich, wenn es diese Fleischtheke gibt.
★ Ihre Verpackungssucht ist - mit Verlaub - pervers! Wenn ich einen Schweine-braten und Pouletscheichen kaufen will, dann packt
mir die freundliche Coop-Angestellte im Fleisch-Offenverkauf das Schwein in ein dünnes, plastifiziertes Papier ein, die Pouletscheichen
in ein zweites Papier und verstaut das Ganze (auf meinen Wunsch) in einen Plasticsack. Wenn ich aber abgepackte Ware kaufen muss, dann
habe ich einen Haufen dickwandiges Plastic vor mir und kann oft nur unter Einsatz erlesener Flüche die Fleischware aus diesem
Plasticmonster befreien.
★
Reinkommen - Ware beziehen - Zahlen - Abzischen, das ist die Grundphilosophie von Ihnen,
liebe Coop-Bonzen. Das geht schneller als der früher gepflegte Einkauf, wo man an der Fleischtheke auch mal ein (wenn auch kurzes)
Schwätzchen mit der Verkäuferin und dann noch einmal ein (wenn auch kurzes) Schwätzchen mit dem Verkäufer an der Kasse halten konnte.
Das von Ihnen bevorzugte Kundenverhalten ist offensichtlich anders, und die Schwätzchen mit dem stressgeplagten Coop-Personal wurden
und werden immer seltener. Mit dem Einsatz von Self-Scanning-Stationen und dem Verzicht auf Fleisch-Offenverkauf fördern Sie die (gewollte?)
Entmenschlichung ihrer Filialen. Das nehme ich (nur ich?) Ihnen schwer übel.
★ "Ich befehle - du gehorchst!" Coop ist streng hierarchisch organisiert. Alles, wirklich alles, wird von Ihnen diktiert.
Sortiment, Layout, Sonderaktionen, der ganze Krempel wird von Ihnen in Basel ausgebrütet und dann als Order an die Coop-Filialen
weitergeleitet. Wer kennt eigentlich die örtlichen Verhältnisse und Bedürfnisse besser? Das Personal im Coop Wonumescho oder die
Geschäftsleitung von Coop in Basel?
Wie oft habe ich schon in zahlreichen Coop-Verkaufsstellen zu hören bekommen: "Ja weisst Du, wenn WIR etwas nach Basel melden, passiert nichts.
Da musst schon DU KUNDE bei denen in Basel meckern!"
Nun, jetzt habe ich in kräftiger Sprache ziemlich gemeckert. Ob es bei Euch Coop-Bossen zu einer Änderung Eurer Verkaufsstrategie führen wird,
bleibt abzuwarten. Oder - noch besser - zu hoffen; die Hoffnung stirbt ja zuletzt...
Übrigens...
...ich bitte Sie höflich und eindringlich, im Coop Riggisberg den Fleisch-Offenverkauf wieder zu installieren.
...hören Sie immer aufmerksam auf Rat- und Vorschläge des Personals in den Filialen. Die Kundschaft wird es Ihnen danken.
Freundliche Grüsse
Markus Aellig
Kopien an:
Coop Riggisberg
Coop Steffisburg