So klingt die Orgel
17. Nebengeräusche und andere Bosheiten
Bisher wurden alle Klangbeispiele so aufgenommen, dass sie möglichst vorteilhaft, ausgewogen und frei (oder arm) von Nebengeräuschen wurden. Ich habe also - wie schon früher erwähnt - den Recorder im vorderen Teil der Kirche aufgestellt. Und dort hört (und sieht) man ja nicht so genau, was "dort oben" auf der Empore eigentlich alles passiert.

Und es passiert eine Menge! Unausgewogene Laustärken und jede Menge von Nebengeräusche erlauben, die Orgel zwischendurch auch mal als Psalmenpumpe oder sogar Hallelujah-Vergaser zu titulieren. Zu bedenken ist, dass die Orgel ein mechanisches, teils auch pneumatisches Musikinstrument ist. Kommt noch dazu, dass in der nicht sehr hohen Stadtkirche Thun die Orgel einen überaus breiten Prospekt hat, der ein wenig an einen Gartenzaun erinnert und der eine eigenwillige Klangabstrahlung mit viel Stereo-Effekt erzeugt.

Deshalb habe ich den Rekorder mal näher oder sogar in der Orgel aufgestellt, und was man da hört, geht wirklich auf keine Kuh- oder Schafhaut (im Orgelbau wird vor allem Schafleder zum Abdichten verwendet).

Wenn Sie staunen oder schmunzeln sollten, wäre das beabsichtigt!
Für das erste Klangbeispiel habe ich den Recorder oben auf der Empore aufgestellt, ziemlich nahe an der Stadtseit der Kirche, also im Bereich der Cis-Laden. Darauf spielt ich einen etwas schludrigen Choral und eine Tonleiter auf dem Hauptwerk. Die Töne Cis-Es-F-G-A-H hören Sie laut, die Töne C-D-E-Fis-As-B dagegen leise.
Choral
Tonleiter
Für das folgende Klangbeispiel habe ich den Recorder im Schwellkasten aufgestellt.
Gefangen
im Schwellkasten
Dir, dir Jehova will ich singen!
(auch im Schwellkasten...)
Der mächtige Sound der Posaune 16' im Pedal tönt vor allem in Verbindung mit anderen Registern sehr gut. Die Posaune solo ist dagegen - vor allem aus nächster Nähe gehört - etwas speziell...
Die Posaune solo
aus der Ferne
Unanständiges von der
nahe gelegenen Posaune
The Farting Trombone
Und dann habe ich den Recorder direkt vor einige Prospektpfeifen gehalten. Dieser (der Recorder) ging dann ein wenig spazieren...
Close to the Pipes
Auch die Orgelpfeifen wollen ab und zu gestimmt werden. Vor allem die Zungenpfeifen, die sich je nach Witterung und Temperatur ziemlich schnell verstimmen. Dazu ein akkurates Beispiel:

Im untersten Manual (Rückpositiv) schalte ich den Dulcian 8' ein. Dann fixiere ich eine Taste mit dem Kugelschreiber und gehe zum Rückpositiv, öffne die Türe und stimme den Dulcian-Ton tiefer und höher, dass es schier gruslig wird. Dann gehe ich zum Spieltisch und schalte den Principal 4' ein, dann gehe ich wieder zum Rückpositiv und stimme die Dulcianpfeife, bis keine Schwebungen mehr hörbar sind und der Ton völlig starr und beunahe "leblos" wirkt.
Stimmen
Für das letzte Klangbeispiel habe ich alle Koppeln eingeschaltet, aber keine Register. Den Recorder habe ich in der Orgel hinter dem Spieltisch aufgestellt. Dann beginne ich zu klimpern, und am Schluss schalte ich noch den Tremulanten ein...
Knacke u chlefele
Tönt interessant, gell!