In den letzten Wochen ist so allerhand passiert. Nichts Weltbewegendes. Aber trotzdem hat sich Erfreuliches, Lustiges, Überraschendes, Interessantes
und manchmal auch Unangenehmes zu einer ganz unterhaltsamen mehrchörigen Mixtur zusammengefunden. Und ich plaudere jetzt halt ein wenig aus dem -
wie man früher sagte -
Nähkästchen.
Zweite Oktoberhälfte und Anfang November
Martina und ich haben ein grosses Fest geplant. Schliesslich kennen wir uns jetzt schon drei Jahre. Ursprünglich hätten wir heiraten wollen, aber
wegen der in der Schweiz (Muh, muh...) üblichen
Heiratsstrafe lassen wir
das Heiraten sein. Aber zumindest ein rauschendes
Hochzeitsfest mit Angehörigen und Freunden wollen wir feiern.
Martina wird sich dabei um die Einladungen, die Dekorationen und das Tischdecken kümmern; dafür ist sie als ausgesprochene Aesthetin und
strukturiert arbeitendes Organisationstalent ohnehin prädestiniert. Und ich werde - als "Oberkötzi" - die Kocherei übernehmen.
Wir haben ein
chinesisches Büffet geplant: Zum Apéro wird es warme Häppchen geben, dann zum Essen die unvermeidliche
Wonton-Suppe, gefolgt von allerlei veganen und fleischlichen Delikatessen. Für das
Dessertbüffet
haben wir unsere Gäste um Beiträge gebeten.
Und so stehe ich dann tagelang in der Küche und bereite allerlei Gefülltes und Frittiertes vor, das dann am Schluss in der Tiefkühltruhe
landet und am Tage unseres rauschenden Festes hervorgenommen, aufgetaut und im Backofen erhitzt werden wird.
Ca. 80 Frühlingsrollen, 80 Teigtaschen und 70 Tofuwürfel wollen vorbereitet und vorfrittiert bzw. vorgebraten werden.
Dazu kommen die unvermeidlichen kleinen
Wonton-Täschchen - ca. 120 Stück - mit Schweinefleisch- und Crevettenfüllung,
die vorgekocht werden müssen. Und das alles in dem Raum, der sich (in unserer sonst geräumigen, hellen und mit einer erlesenen Aussicht gesegneten
Wohnung) "Küche" schimpft. Ich würde diesen Raum eher "Kochnische" nennen. Die Ablagefläche ist marginal, der Raum so klein, dass man sich immer
irgendeinen Ellbogen, ein Knie, die Nase oder gar den ganzen Grind anschlägt. Dazu kommt vom Kochen und Braten eine Hitze und ein Dampf dazu,
was jede Sauna überflüssig macht.
Doch immerhin, die Kühltruhe füllt sich langsam und stetig. Und an einem heiteren und ziemlichen warmen Samstag anfangs November steigt dann das
Fest,
und es ist ein wunderschönes, rauschendes Fest mit lauter gutgelaunten und festlich gekleideten Gästen in der von Martina
mit Liebe, Fantasie und Raffinesse geschmückten Pfrund-scheune in Wimmis.
...erwähnen möchte ich noch, dass am Schluss ziemlich wenig Resten übrigblieben.
Sonntag, 3. November
Irgendwie habe ich es in letzter Zeit mit den Jodlerklubs. Einen Tag nach dem rauschenden Fest singt am Vormittag der
Jodlerklub
Erlenbach im Gottesdienst, und am frühen Nachmittag findet in der plattschvollen Johanneskirche in Thun das Konzert mit dem
Jodler-Doppelquartett Bärgfründe und dem
Jodlerklub Maiglöggli aus Jegenstorf statt,
wo ich einige Ländlerstücke auf der Orgel spiele.
...und dann sinke ich entkräftet ins Bett und leiste mir einen zweistündigen Mittagsschlaf. Anschliessend geht es wieder in die Pfrundscheune in
Wimmis, wo Aufräum- und Reinigungsarbeiten warten.
Erste Novemberhälfte
"Steffisburg singt" hat sich dieses Jahr mit dem
Jodlerklubb Steffisburg zusammengetan.
Auf dem Programm steht die
St. Johanner Erntedank - Jodlermesse von Peter Roth. Und so findet an einem Wochenende
eine intensive Proberei mit dem Projektchor von "Steffisburg singt", dem Jodlerklub und einem kleinen Appenzeller-Orchester (mit zwei Violinen,
Viola, Cello, Kontrabass und Hackbrett) unter der Leitung von
Patrick Secchiari statt.
Eine Woche später sind dann die zwei Konzerte in der Dorfkirche Steffisburg, wo ich einmal mehr die eigenwillige und teilweise überraschend
symphonisch klingende Kuhn-Orgel aus den 1930er-Jahren traktieren darf. Die Orgelbewegung mit ihrem Hang zu neobarocken und obertonreichen Klängen
ist hier spurlos vorbeigegangen; die Orgel erfreut denn auch mit zahlreichen 8-Fuss-Registern, fetten Klängen von Trompete und Clairon und einem
überaus hübschen Oboen-Register im Schwellwerk.
22. November
In der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche Wimmis findet das Kirchenkonzert mit dem
Jägerchörli Niedersimmental statt,
wo ich einmal mehr einige Folklorestücke spiele und die Reinheit und perfekte Intonation des Jodlerchors - der teilweise auch als
Trio oder Kleinformation singt - bewundern darf.
Nach dem Konzert finden wir uns im Restauarant "Kreuz" in Wimmis ein und geniessen die Gastfreundschaft vom Wirtepaar
Manuela
und Edwin und vom immer gutgelaunten Kellner
Zoltan alias "Zoli".
Wenn Sie mal in Wimmis sind, kann ich Ihnen das "Kreuz" nur empfehlen. Das Essen ist wunderbar, die Athmosphäre und Ambiance gemütlich
und heimelig, und die Bedienung sehr freundlich und immer locker-entspannt. Ausserdem ist Edwin mit einer grossen Portion Humor gesegnet und hat
allerlei Lustiges in petto.
Zwischendurch...
...übe ich zweimal in der Kirche Jegenstorf, wo im Januar ein Anlass unter dem Titel "Die Orgel im Wilden Westen" stattfinden wird.
Imre Gajdar ist dort Organist und hat mir einige Monate zuvor die Orgel vorgestellt. Dabei wurde mir wieder
einmal bewusst, wie wichtig es für Organistinnen und Organisten ist oder wäre, sich eine fremde Orgel zuerst vorspielen zu lassen, und sich
im Kirchenraum den Klang und die räumliche Wirkung der Orgel und ihrer Teilwerke anzuhören. Bei Imres "Orgelvorstellung" hörte ich ein kräftig-pompöses
Hauptwerk, ein "herziges" und sehr klares Rückpositiv und ein eher im Hintergrund agierendes Schwellwerk mit einigen zarten Klängen. Dazu
kam das Pedal mit üppigen 16- und 8-Füssen.
Wie ich jetzt also in der saukalten Kirche am Spieltisch sitze (zumindest grilliert mir eine Heizwand hinter dem Orgelbank den Rücken etwas), ist der
Unterschied zwischen den Manualen viel weniger hörbar. Das ist ja oft so: Am Spieltisch tönt eine Orgel häufig "irgendwie" und diffus, während sie
für die im Kirchenschiff oder Chor sitzenden Zuhörer erst ihre wahre Klangpracht entfaltet.
Auf jeden Fall bin ich jetzt sehr froh, dass ich im Sommer Imres Spiel zuhören durfte. Und so registriere ich mit Hilfe des Orgelsetzers
wacker die zahlreichen Stücke, die ich im Januar spielen werde und schlage mich kaltblütig mit den teilweise krass verstimmten Zungenpfeifen herum.
Thun ist theuer
Meistens ist man ja nicht Organist, sondern einfacher Bürger. Zum Beispiel kocht man. Man kauft vorher ein; manchmal mit dem Auto, wenn's gar
viel zu schleppen gibt. Und da ärgert man sich bisweilen über die unersättliche Geldgier der Gemeinde Thun, die seit Jahren mit grosser
Freude und calvinistischer Strenge alle öffentlichen Parkplätze auf dem gesamten Gemeindegebiet
während 31'536'000 Sekunden ...ääh 525'600 Minuten ...äääh 8'760 Stunden ...ääääh 365 Tagen pro Jahr
bewirtschaftet.
Die Stadt erdreistet sich sogar, Parkplätze und Parkhäuser von Supermärkten zu bewirtschaften! Der Einkauf im Coop an der Schulstrasse
ist also immer mindestens - gopfridschtutz! - einen Schtutz teurer als in Steffisburg oder Uetendorf.
Überhaupt und Hand aufs Herz: Was heisst schon "bewirtschaften"? Früher war eine "Wirtschaft" eine Beiz, in der man sich wohlfühlen konnte.
Wie der Thuner Bewirtschaftungsspleen Woglfühleffekte hervorrufen könnte, hat die Gemeinde Thun bislang nicht kommuniziert.
Hat man eigentlich schon einmal Mannen und Frauen gesehen, die im Gewändli eines Thuner Aussenmitarbeiters am frühen Morgen oder späten Abend
eine Einstellhalle von Coop oder Migros reinigen, also auf die positive Art bewirtschaften? I ömu nid!
Dienstg, 19. November
Vom
Jodlerklub Edelweiss aus Uetendorf werde ich angefragt, ob ich an ihrem Kirchenkonzert im März 2020 einige Orgel-Ländler
spielen würde. Ich sage gerne zu. Meine musikalischen Wurzeln liegen ja in der volkstümlichen Musik; habe ich doch als sechsjähriges Bubi von meinen
Eltern ein hübsches diatonisches Handörgeli erhalten und darauf jahrelang nach Gehör und aus dem Stegreif Ländlermusik gespielt.
Der mit dem Scanner spricht...
Die Menschheit schafft sich bis auf eine kleine bestbezahlte Elite selber ab! Roboter und anderer technischer Schnickschnack ersetzen nach und nach
die menschliche Unzuverlässigkeit.
Das sieht man sehr schön bei Migros, Coop und anderen Monstern: Wo früher vielleicht 6 Kassen waren, wurde die Hälfte davon entfernt und durch
Self-Scanner ersetzt.
Und so erlebt man oft die groteske Situation, dass nur
eine Kasse bedient wird, sich hinter der Kasse eine Riesenschlange
gebildet hat und die Leute unendlich lange und mit-den-Füssen-scharrend aufs Bezahlen warten müssen. Beim Selfscanner stehen dagegen nur
1-2 Personen.
Ich selber schätze die Bezahlung an der Kasse. Ein kleiner Schwatz mit der netten Kassierin oder dem gutgelaunten Stift ist einfach Gold wert und kann
NICHT ersetzt werden. Klar, die Genossenschafts-Bosse (Migros und Coop sind Genossenschaften; wussten Sie das schon?) sehen es überhaupt nicht
gerne, wenn ihr Bodenpersonal
schwatzt. Besser es
schwitzt.
Schliesslich hat man diese Leute als Profit Creators angestellt.
Aber ich als Kunde finde Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Humor und halt immer noch vor allem beim
Bodenpersonal,
nicht in irgendeiner
anonymen Verwaltung.
Nun, in einigen Jahren oder Jahrzehnten werden die Kassen ganz verschwunden sein, und die geschätzte Kundschaft darf sich dannzumal mit den
Self-Scanning-Robotern herumschlagen. Wenn ich das noch erleben sollte, müsste ich dann ja aufs Schwatzen verzichten. Was soll ich dann
machen? Etwa mit der Maschine lafere? Die würden mich ja in der Klinik einliefern...
Sonntag, 8. Dezember
Der Jodlerklub Steffisburg singt an einem weiteren Konzert in der Dorfkirche, zusammen mit der Musikgesellschaft Steffisburg. Die Jodler möchten
Willi Valottis "Dir elei ghört Lob und Ehr" für Jodlerklub und Orgel - das sie schon am Steffisburg-Singt-Konzert vorgetragen haben - noch
einmal singen.
Also proben wir das Lied am vorangehenden Dienstag kurz. Und da kommt doch Solojodler
Gideon, ein Habkerer, und überreicht
mir einen Geschenk-Gutschein für das Restaurant vom Hotel, in welchem er als Abwart arbeitet. So liebenswürdig! Und mich halben Habkerer freut
es besonders. Vielen Dank, Gideon!
Bei diesem Konzert muss ich ja fast nichts spielen. Wie Jodler und Orgel mit Valottis Lied fertig sind, packe ich deshalb meine Noten und und
die Schuhe ein und warte aufs Konzertende. Doch da spricht Klub-Präsident Daniel zu den Leuten und fragt doch tatsächlich: "Möchtet Ihr dieses
Lied noch einmal hören?" Die Leute mögen's, und ich packe alles wieder aus, ziehe die Orgelschuhe an, rase zur Orgel, schalte diese ein und begleite
schweissgebadet das Lied noch einmal.
Orgeln im Goms
Die liebenswürdige
Marielle hat mir kürzlich eine Weihnachtskarte mit einigen Bildern von ihrer Hochzeit im Goms geschickt.
Einiges zur dortigen Orgel erfahren Sie
hier.
Die Orgel hat ein Manual mit kurzer Oktave und ein Pedälchen mit etwa acht Tasten, also ebenfalls mit kurzer Oktave.
Die kurze Oktave ist auch der Grund, warum ich beim Spielen dauernd aufs Pedal schauen musste. Ich hätte sonst ganz unchristlich danebengetrappt.
Fast am Schluss...
...noch etwas eher Unappettitliches:
Momentan bin ich ziemlich oft in der Kirche Erlenbach. Am 22. Dezember ist ja das
Weihnachtskonzert mit der
Flötistin
Renata Wälti und mir an der Orgel. Und da muss ich halt fleissig üben; eben am liebsten in der
Erlenbacher Kirche.
So weit, so gut. ABER in dieser Kirche hat es ungeheuer viele
Fliegen. Das glaubt einer allein gar nicht! Und wenn ich da
so auf dem Orgelbänklein sitze, schwirren dauernd Fliegen um die sehr helle Notenbrettbeleuchtung. Das macht dann die ganze Zeit sssss... ssttsss...
ssssssssssstsss... tsssstsssssttssss.... Das raubt mir völlig die Konzentration und bringt mich zeitweise halb um den Verstand
(der seit der Pensionierung ohnehin am Schwinden ist...).
Was tun? Die Antwort ist so einfach wie animalisch:
MORDEN! ERMORDEN! FLIEGEN KILLEN!
Wenn ich so ungefähr 2 Stunden an der Orgel sitze, ermorde ich pro Papiertaschentuch 2-3 Fliegen. Das gibt dann am Schluss rund 10 Taschentücher, also
die DNS von 25-30 Fliegen. Diese Taschentücher entsorge ich danach im Kehrichtkübel vor der Kirche, trinke ein Bier und kann mich endlich
wieder beruhigen.
Ganz am Schluss...
...wieder etwas Heitereres:
Letzten Sonntag fand die Senioren-Weihnachtsfeier in der Kirche Wengen statt. Zwei- bis Viertklässler führten ein Weihnachtsspiel auf, und die
Kirche war voller Seniorinnen und Senioren, Eltern und Kinder.
Jan Madjar, der Pfarrer von Wengen
erzählte am Anfang der Predigt gutgelaunt folgende Kurzgeschichte:
Die Ehefrau ärgerte sich dauernd über ihren Ehemann. Denn der kam jeden Abend erst spät nach Hause und schien manchmal schon ziemlich angeheitert
zu sein. In ihrer Not wandte sich die Frau an ihren Hausarzt und fragte ihn um Rat. Der Arzt meinte: "Liebe Frau! Wenn Sie hören, dass spät am Abend
Ihr Mann nach Hause torkelt, dann zünden Sie doch eine Kerze an und empfangen Ihren Mann mit liebevollem Blick an der Wohnungstüre. Dann fragen
Sie Ihn: "Grüss Dich. Sag mal, wieviele Kerzen siehst Du?" - Wenn Ihr Mann "Eine Kerze" sagt, dann hat er ein Bier getrunken.
Wenn er "Zwei Kerzen" sagt, dann hat er 2 Biere getrunken. Wenn er aber "Drei Kerzen" sagt, dann ist er SEHR betrunken."
Die Frau befolgte des Arztes Rat und zündete am Abend des folgenden Tages um ca. 23 Uhr eine Kerze an und empfing ihren Mann mit den
Worten: "Guten Abend, mein Allerliebster. Sag mal, wieviele Kerzen siehst Du?" - Sagte der Mann: "Wie schön, dass Du
mich mit dem Weihnachtsbaum voller brennender Kerzen empfängst."
Und am Schluss folgte der Segen mit ungefähr folgenden Worten:
" Gott, segne die Seniorinnen und Senioren, segne die Juniorinnen und Junioren, und segne alle, die dazwischen sind."