Von März bis Mai dieses Jahres nahm ich zahlreiche Orgelstücke und Kirchenlieder auf und stellte sie als eine Art
musikalischen Gottesdienst
auf diese Website. Anfangs November verschlechterte sich die Corona-Situation wieder dermassen, dass ich unter dem Eindruck halb und ganz leerer Kirchen
meinen getreuen
Tascam-Recoder wieder hervorholte und für jeden Sonntag ein passendes Musikprogramm inklusive
Kirchenlieder aufnahm und immer noch aufnehme (und wie lange noch?) aufnehmen werde. Dazu kommen gelegentlich Konzertprogramme wie das Jodlerkonzert
oder das Adventskonzert.
Als pensionierter Organist habe ich die feine Möglichkeit, in mehreren Kirchen aufnehmen zu dürfen:
Erlenbach im Simmental,
Lauterbrunnen, Dorfkirche Steffisburg, Stadtkirche Thun, Wimmis.
Das Procedere ist immer dasselbe:
Zuerst wähle ich passende Orglstücke und Kirchenlieder aus und stelle das Notenmaterial bereit.
Dann gehe ich - oft mehrere Male - in die Kirche und übe.
Dann gehe ich zum letzten Mal in die Kirche
und nehme die geübten Stücke auf.
Dann gehe ich nach Hause, bearbeite die Aufnahmen, passe meine Website an und lade
schliesslich alles hoch.
Dann trinke ich ein Bier oder zwei...
Also ist alles ähnlich wie bei einem "richtigen" Live-Gottesdienst in der Kirche? Leider nicht, denn die ganze Aufnehemerei ist stressig bis-a-Bach-abe.
Wenn ich
live spiele - sei es im Gottesdienst oder am Konzert - dann passieren mir immer wieder Fehler: falsche Töne,
rhythmische Ungenauigkeiten, ungenaues Tempo-Timing, falsche Manualwechsel und weiss-der-Gugger-noch-was-alles. Das ist zwar unschön und lästig,
aber trotzdem nicht so schlimm, denn der Fehler passiert mir ja nur
einmal, und kaum passiert, ist er schon wieder vorbei
und vergessen.
Wenn ich aber
aufnehme, dann - O Gott und Ya Allah - wird jeder Fehler verewigt und kann
immer wieder
angehört und belächelt oder bemitleidet werden. Und so kommt es vor, dass ich ein Stück schon beim ersten Mal richtig hinkriege, bei einem anderen
Stück brauche ich schon einige Anläufe und bei besonders verflixten Stücken muss ich manchmal zehn-, zwanzig- oder dreissigmal von vorne beginnen,
bis das Stück endlich "im Kasten" ist. Dass das musikalische Gespür bei der ewigen Wiederholerei langsam abgeschliffen wird, versteht sich von selbst.
Ich schätze, dass der Zeitaufwand für einen "Online-Gottesdienst" etwa drei bis sechs Mal so hoch ist wie für einen "normalen" Gottesdienst. Aber ich sage mir
immer wieder, dass mir die verschiedenen Kirchgemeinden meine Honorare ja auch bei ausgefallenen Gottesdiensten ausrichten - was übrigens sehr
anständig von ihnen ist - und dafür kann ich doch etwas tun, nicht wahr?
Nicht verschweigen möchte, dass das ganze Aufnahmedingsbums eine ziemlich einsame und oft auch frustrierende Sache ist. Da gibt es vorgängig
keinen Austausch mit der Pfarrerin/dem Pfarrer. Den Sigristen oder die Sigristin hört man selten mal am Telefon. Da sind keine Kirchgänger,
die beim Spielen der Kirchenlieder mitsingen. Da ist kein Applaus nach dem Konzert. Keine Rückmeldung, kein Kommentar, kein Bravo, keine Kritik,
kein Merci, einfach gar nichts, höchstens selten mal ein Email. Aber das ist jetzt halt so. - Immerhin sagt mir mein
Counter
(das ist der Besucherzähler), dass die Homepage fleissig besucht wird und damit ihren Zweck erfüllt.
Beim Bearbeiten der Aufnahmen zuhause brauche ich immer den altbewährten
AVS Audio Editor. Der zeigt mir dann immer die
Wellenform des bearbeiteten Stückes an. Hier ein Wellenform-Beispiel für das
Noël aslascien von Alexandre Guilmant.
Sie können sich das Stück anhören und dabei die Wellenform verfolgen.